Philip Patkowitsch

Bildende Kunst
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Erzählungen mit vertauschten Rollen

Philip Patkowitsch geht häufig von gängigen Erzählsträngen aus. Am Anfang steht oft eine Szene, die als Rollenspiel, Stil, Kulisse oder Drehort dem Filmgenre entrissen scheint. Dann wird die Geschichte zergliedert, in inhaltliche, farbliche und technische Einzelteile aufgelöst, durchmischt und in ein Kaleidoskop unterschiedlicher Perspektiven zerlegt. Was am Ende übrigbleibt, lässt uns rätseln.

Keine Frage: Hier geht es viel um Humor. Philip Patkowitsch ist vierzig Jahre alt und hat schon eine beachtliche Ausstellungskarriere hinter sich. Begonnen hat sie gleich nach dem Akademiestudium bei Gunter Damisch in der Startgalerie des MUSA, wo der Künstler noch in seinen Zwanzigern ein tristes Bild männlichen Scheiterns mit zombiehaften Figuren und verfallenden, morbiden Architekturen inszenierte. Somewhere North to the Future hat vieles angerissen, das bis heute im Schaffen des Künstlers nachwirkt.

Patkowitsch pendelt zwischen Traiskirchen und Wien, wo er an der Akademie eine vielbeachtete Assistenzstelle im Fachbereich Grafik und Druckgrafik bekleidet. Das nicht ohne Grund, denn die Spielarten von Papier mit den schier unbegrenzten Möglichkeiten, darin Varianten des Zeichnens mit unterschiedlichen Drucktechniken und der Malerei zu verbinden, sind zentrales Thema seines Schaffens. Gegenstand und Abstraktion, Vorder- und Hintergrund, Farbwirkungen und Bilderzählung werden dabei sehr frei miteinander und gegeneinander in Szene gesetzt.

Dies ist ebenso bemerkenswert wie die fragmentierten Bilderzählungen selbst. Beim Stöbern nach Vorlagen, die häufig in Hollywood entstanden scheinen, richtet er seinen Blick auf Nebenschauplätze der Erzählung wie Materialstrukturen, Muster, Blicke und Gesten. Bis heute reizt ihn das Experiment, Erzählungen zu verändern und dabei zu überraschen. Der Arbeitsprozess wird in den Werken von Philip Patkowitsch zum Teil der Geschichte, weniger deutlich erscheinen die Bildgegenstände selbst, die – gleich Sprungbildern – zwischen Inhalten, haptischen Qualitäten und abstrakten Wirkungen wechseln.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2021