Carola Dertnig

Bildende Kunst
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Über Grenzen Fäden ziehen

Carola Dertnig ist international bekannt – als Performerin, mit installativen und skulpturalen Arbeiten, als Videokünstlerin, Fotografin sowie als Professorin für Performance an der Akademie der bildenden Künste Wien und als Kuratorin.

Nach ihrem Studium an der Angewandten und der École des Beaux-Arts in Paris ging sie mit einem Stipendium des Whitney Museums nach New York. Eine ihrer bekannten Videoarbeiten, „Zimmer mit Aussicht im Finanzbezirk“, umrundet ein schäbiges, fast leeres Atelier im 2001 zerstörten World Trade Center.

Dertnigs kritische Recherchen zu klischeebehafteten Grundfragen unserer Gesellschaft in Zeiten der Globalisierung betreffen nicht nur Themen wie „Raubtierkapitalismus“ oder Massentourismus – absurde Alltagssituationen werden mit feiner Ironie hervorgehoben.

Mit ihrer Kunstfigur Lora Sana schuf sie ab den 1990er Jahren eine Bühne für aktive Frauenrollen in der traditionell männlich geprägten Szene des „Wiener Aktionismus“, insbesondere für noch unbekannte feministische Aktionskünstlerinnen wie Renate Bertlmann oder Rita Furrer, in Ausstellungen und Publikationen wie „Let’s Twist Again“ (mit Stefanie Seibold).

Durch zahlreiche Kunstforschungen im Team mit anderen Künstlerinnen und Theoretikerinnen hat sie nicht nur die österreichische Kunstgeschichte kritisch reflektiert, sondern auch reformiert. Ein markantes Beispiel ist ihr Statement in der umstrittenen Denkmalfrage im öffentlichen Raum: Am Morzinplatz platzierte Dertnig mit Blumenbeeten den Satz „Zu spät!“ – ein klares, subtiles politisches Signal.

Für ihre innovativen Methoden und Konzepte wurde sie bereits mit dem Österreichischen Kunstpreis für Bildende Kunst sowie mit dem Preis der Stadt Wien ausgezeichnet. Dass sie nun auch mit dem Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich geehrt wird, ist mehr als verdient, denn ihre historischen Recherchen zu Wegen und Routen entlang der Donau und ihr nachhaltiges Engagement für die Kunstszene dieses Bundeslandes verdienen besondere Würdigung.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2022