Zeitgenössische Bildsprache
Birgit Graschopf entwickelte ein künstlerisches Werk, dem sie als Protagonistin eine Bedeutung gibt. Es ist geprägt von der Konsequenz der jungen Künstlerin, die ihre Ideen mit von ihr erprobten neuen Kombinationen von Technologien umsetzt. Davon zeugen performative und interaktive Arbeiten wie «Grasrock» (2000), «Grasschopf» (2003) und «Cocooning» (2006). An die Kunsttradition der 1970er-Jahre anknüpfend, fordert sie ein in der Öffentlichkeit definitiv dem privaten Bereich zugeordnetes Verhalten heraus. Und weiter lotet sie den öffentlichen Raum aus, der ihr zufolge durch flächendeckende Kontrollmechanismen organisiert ist. Es entstand die Videodokumentation «Dysfunctions, Part 2» (2007). Mit einer aktionistischen Handlung griff Birgit Graschopf in das Filmbild der sich im öffentlichen Raum befindenden Überwachungskameras ein und unterwanderte demonstrativ die Kon trolle. So, wie Birgit Graschopf die beschriebene eindimensionale Funktion von Überwachungskameras thematisierte, setzt sie sich in der Folge mit der Funktion von Kommunikationsmedien, wie zum Beispiel Mobiltelefonen und Monitorbildern von Videokonferenzen via Internet, auseinander. Sie führt deren Funktion ad absurdum, in dem sie die Bildkanäle von Handys et cetera so schal tet, dass diese disfunktional, entgegen ihrer eigentlichen Funktion der Kommunikation, agieren und eine Rückkopplung auf das Medium selbst entsteht. Die entstandenen Monitorbilder reproduzierte Birgit Graschopf mit einer analogen Großbildkamera und stellte großformatige fotografische abstrakte Bilder her, die in ihrer Bildlichkeit die Malerei zitieren. Mit dem Wissen um die Faszination der Pop-Art für die Warenwelt kommentiert die 1978 geborene Künstlerin mit ihrem Diptychon «Shopping Trolleys» (2006) kritisch eine heute typische Alltagssituation. Durch die künst lerisch verwendete Montage erwei tert Birgit Graschopf den soziologisch-dokumentarischen Blick und findet in ihren Werken zu einer eigenständigen zeitgenössischen Bildsprache.