Manchmal ist es großartig, manches Mal verspielt
Immer ist es schön. Das erste Přechody fand im Sommer 2004 statt, gemeinsam und zeitgleich mit dem damals bestehenden Stadtfest Gmünd, das dafür zum einen um Spielstätten in der Schwesterstadt České Velenice und zum anderen um Kunst und Kultur erweitert wurde. Brigitte Temper: „Wir implementieren Kunst in einem Raum, der bekannt ist – Altstadtfest, Bierzelt, Gaudi; darauf setzen wir High-Level-Kunst und konfrontieren die Leute damit.“ Und die danken es mit beeindruckendem Interesse: Bis zu 10.000 Besucherinnen und Besucher beehren das Festival in der Doppelstadt, ohne inhaltlichen Kniefall der Macherinnen und Macher vor dem Kommerz und ohne Formate, die man angeblich umsetzen muss, damit es „ein Erfolg“ wird.
Was macht Přechody bis heute so interessant für die Menschen? Das Festival bleibt seit vielen Jahren inhaltlich überraschend und bringt hochwertige nationale und internationale Produktionen aus den Bereichen Musik, verbales und nonverbales Theater, zeitgenössischer Tanz, Diskursbeiträge, Workshops und Kinderprogramm. Dazu ständig neue Spielorte – je ungewöhnlicher desto besser – nach dem Motto „Raus aus den Kunsttempeln“. Die Macherinnen und Macher von Přechody zollen ihrem Publikum Respekt, fordern es und trauen ihm etwas zu. Sie nutzen Kunst als Katalysator, um Kommunikationsprozesse in Gang zu setzen. Sie nehmen die Menschen ernst in einer Rolle, die sie nun mal haben: als Expertinnen und Experten für ein individuelles Verständnis von Kunst, das jedem Menschen innewohnt. Denn Kunst ist keine Freizeitbeschäftigung für gelangweilte Großstädterinnen und Großstädter. Sie deckt ein Grundbedürfnis des Menschen. Sie hat für jede und jeden von uns Bedeutung.
Mit den Worten der beiden Masterminds Brigitte Temper und Thomas Samhaber: „Kunst ausschließlich für kunstaffines Publikum anzubieten, hat uns nie interessiert. Das ist nur eine Frage von Ressourcen. Aber die Bürgerinnen und Bürger von zwei Städten jedes Mal aufs Neue zu überraschen, zu fangen, ihnen mit unseren Aufführungen Geschichten zu erzählen, in die sie reinkippen und denen sie fasziniert folgen – das ist spannend. Und ein Kulturauftrag, für den es sich lohnt, dieses ungewöhnliche Festival immer wieder umzusetzen.“