Passionsspiel als Figurentheater
Der große Erfolg der Eibesthaler Passionsspiele beweist, welche kulturellen Leistungen eine funktionierende Dorfgemeinschaft vollbringen kann. In Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Mistelbach gelang 2010 nun die vierte bedeutende Produktion. Bereits zwischen 1898 und 1911 war das Weinviertler Dorf Eibesthal für seine Passionsspiele bekannt. Die Aufführungen, damals noch mit «menschlichen» Darsteller(inne)n, waren weit über die Region hinaus bekannt. Nach dem Ersten Weltkrieg fehlten die Mittel, um die Spiele zu revitalisieren, doch geriet die Tradition nie vollkommen in Vergessenheit. In den 1990er-Jahren entstand die Idee, die Eibesthaler Passionsspieltradition mit der Tradition der in Mistelbach ausgetragenen Internationalen Puppentheatertage zu verknüpfen. Daraus entstand die Eibesthaler Passion als Figurentheater. Man schuf ein unter den Passionsspielen und den Puppentheaterspielen einzigartiges Konzept. Reinhard Gindl bildete als Organisations- und Finanzleiter die Klammer bei der Projektumsetzung. Der Eibesthaler Theologe Andreas Strobl erarbeitete die Dramaturgie und das Textbuch, das sich ausschließlich am Evangelium nach Markus orientiert, dem Patron der Pfarrkirche. Die slowakischen Künstler Jana Pogorielová und Anton Duša schufen 26 kolorierte, zirka 90 Zentimeter hohe Holzfiguren mit beweglichen Köpfen und Armen. Die Regie übernahm der Intendant der Internationalen Puppentheatertage, Olaf Bernstengel. Gerhart Banco, ein niederösterreichischer Komponist, schrieb die passende Musik für Bläser und Orgel. Die Begeisterung übertrug sich allmählich auf viele andere. Der unermüdliche Einsatz von mehr als 100 unentgeltlich arbeitenden Engagierten aus dem Dorf macht den Erfolg der Passionsspiele erst möglich: Sie führen die Figuren, spielen die Musik, bauen die Bühne, installieren die Technik, nähen die Kutten, verkaufen Karten und Programme, streichen Brote und backen Kuchen oder sind sonst irgendwie unterstützend dabei. Die positive Resonanz der ersten Spieljahre 1999/2000 bewegte die Organisatoren, die Passion alle fünf Jahre in derPfarrkirche aufzuführen. Als besondere Auszeichnung wurde die Eibesthaler Passion heuer erstmals außerhalb der Gemeinde aufgeführt – in der Partnerstadt Neumarkt in der Oberpfalz.