Verein Arbeitsgruppe Strasshof

Erwachsenenbildung
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«Strasshof – die NS-Geschichte eines Ortes und ihre Aufklärung»

Die Empörung, dass Geschichte in Österreich so selektiv dargestellt wird, war für Irene Suchy ausschlaggebend, mit der Erforschung des Lagers Strasshof an der Nordbahn zu beginnen. «Strasshof war unbezeichnet in der Landkarte der NS-Geschichte», so Irene Suchy, und für sie persönlich ist Strasshof auch ein Ort der Kindheit, an dem ihre Großeltern ein Haus hatten.
Der Verein Arbeitsgruppe Strasshof (VAS) wurde mit dem Ziel gegründet, den an diesen Platz deportieren Menschen ihre Geschichte zu geben. In sieben Zwangsarbeits- und Durchgangslagern von Strasshof (1941–1945) waren etwa 30.000 Menschen deportiert, darunter über 20.000 ungarische Zwangsarbeiter. 6.500 Namen umfasst die Liste der namentlich bekannten Personen, die Suchy erstellt hat.
Die Aktivistinnen und Aktivisten des Vereins haben mit den kaum mehr vorhandenen Resten der Lager, den Erinnerungen alter Strasshofer, Archivmaterialien und durch Gespräche mit Überlebenden die Ausmaße der Lager und des Verwaltungssystems erfasst. Die Schwierigkeiten in der Forschung lagen darin, dass die nach Strasshof Deportierten, die als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Betrieben rund um Wien eingesetzt waren oder in weitere Konzentrationslager verschoben wurden, nur kurz in Strasshof blieben. Es konnte sich kein Widerstand bilden und keine Lageraktivitäten wie Orchester, auch kein Ehemaligen-Verein. Viele wussten nicht einmal, wo sie waren.
Irene Suchy: «Wir können niemanden mehr retten, wir können nichts mehr hinbiegen. Wir können nur staunend dem nachgehen, was uns vorenthalten wurde: der Geschichte eines Ortes.»
Im Rahmen der Aufarbeitung entstanden zwei Gedenkakte: die Aufführung der Anne-Frank-Oper im Heizhaus und das Erinnerungsmal des Bildhauers Karl Heinz Schreiner am Bahnareal. Die sieben Säulen des Erinnerungsmales stehen für die sieben Lager.
Das Buch «Strasshof an der Nordbahn. Die NS-Geschichte eines Ortes und ihre Aufklärung» von Irene Suchy dokumentiert den langen Weg zur Erinnerung.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2012