Florian Nährer

Bildende Kunst
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Kunst aufräumen

Der Anerkennungspreis für bildende Kunst 2023 geht an Florian Nährer (*1976). Er hat bei Markus Prachensky und Walter Obholzer studiert und seit Mitte der 1990er Jahre sein künstlerisches Werk, das Malerei, Zeichnung und Objekte umfasst, umfangreich ausgestellt. Eine kontrastreiche Farbigkeit und geometrische Formen sind typisch. Rauten und Linien etwa, einmal streng, ein anderes Mal lockerer gesetzt, charakterisieren Florian Nährers Bildfindungen.

Der Künstler entwickelt seine Arbeit immer in Serie und spontan, er setzt ohne große Vorbereitungsarbeiten seine Farbsegmente in einem fast meditativ zu nennenden Verfahren aneinander. Florian Nährers Werke bestechen durch ihre Ordnung, die wie ein Ruhepol im Chaos des Alltags wirkt. Der US-amerikanischen Hard-Edge-Malerei steht er nahe, auch aus der Popkultur bezieht er starken Einfluss. „Ich möchte, dass meine Kunst die Menschen anrührt wie ein guter Popsong, ganz tief drinnen“, so der Künstler.

Florian Nährers künstlerische Arbeit transportiert immer auch einen kritischen Anspruch: „to whom it may concern“ stickt er in bunter Frakturschrift auf eine monumentale textile Fläche und mischt New-Economy-Jargon mit einer vom Nationalsozialismus besetzten Typografie. Es überrascht nicht, dass er neben der bildenden Kunst auch Theologie studiert hat und unter den farbenfrohen, scheinbar „harmlosen“ Oberflächen immer auch gesellschaftliche, spirituelle und philosophische Fragen lauern.

Besonders mit seinen Arbeiten für den öffentlichen Raum beweist er dies: So hat er für den St. Pöltner Dom ein monumentales Fastentuch aus einem reflektierenden Stoff entwickelt, wie er etwa für Rettungswesten im Straßenverkehr verwendet wird, oder in St. Peter/Au imposante, 17 Meter hohe Silos mit Farbe überzogen und diese dann „joy stick“ genannt. Auf dem Gelände der ehemaligen Nervenheilanstalt Mauer-Öhling bei Amstetten hat Nährer 2019 ein Mahnmal für die ermordeten Patientinnen und Patienten der NS-Zeit realisiert und dafür aus Grabsteinen von aufgelassenen Gräbern eine Himmelstreppe aufgetürmt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2023