Maria Auböck und Janós Kárász

Architektur
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Der essenzielle Zwischenraum

Gebäude sind in den städtischen sowie ländlichen Raum eingebettet und ver-schmelzen im besten Fall mit der umge-benden Landschaft zu einer besonderen Einheit. Zwischen der Umgebung und dem Objekt besteht somit ein sichtbares Spannungsfeld, das für den essenziellen Zwischenraum verantwortlich ist. Daraus resultiert die umfassende Wahrnehmung von bebauten und unbebauten Räumen, die einander ergänzend so etwas wie herausragende Raumqualitäten entstehen lassen. In dieser Konsequenz sind Objekt und Freiraum voneinander losgelöst nicht denkbar, erst das Umfeld in Verbindung mit dem Gebauten lässt rurale wie urbane Räume entstehen, also Stadtlandschaft sowie Landschaftsarchitektur.Maria Auböck und János Kárász engagieren sich seit 1987 gemeinsam für die konzeptionelle Entwicklung der Schnitt-stelle «Landschaft – Umgebung – Gebäude». Und dabei ist auffallend, dass sie hier in den 1980er-Jahren etwas geleistet haben, was nicht selbstverständlich war und auch noch keinerlei Verankerung im Bereich der konsequenten Bearbeitung von Landschaften und Zwischenräumen hatte. Zuerst galt es bei Entscheidungträgern eine Sensibilität für Raumkonzeptionen in öffentlichen, halböffentlichen oder privaten Räumen zu schaffen. Absichtlich wird hier bis jetzt der nicht weit genug reichende Begriff der Landschaftsarchitektur gemieden, da er das Arbeitsumfeld von Maria Auböck und János Kárász nur unzureichend beschreibt.Beide absolvierten Architekturstudien, Kárász beschäftigte sich darüber hinaus intensiv mit sozialwissenschaftlichen Fragen. Erst Schritt für Schritt wird im gemeinsamen Atelier in Wien der Fokus auf die Landschaftsgestaltung und Bearbeitung der ländlichen sowie städtischen Zwischenräume gerichtet. Wobei dabei nie das große Ganze aus den Augen verloren wird. Im konsequenten Verfolgen ihrer Konzepte setzen sie sich in Wettbewerben durch und beharren im Dialog der Ausführung auf essenzielle Komponenten der Grundidee. Erst dadurch ist es möglich, subtile Räume wachsen zu lassen, die dazu zum Verweilen einladen und im Sinne des Wortes belebt werden. Mitunter sind in der gemeinsamen Arbeit auch provokante Szenarien entstanden, die sich dem Zeitgeist entgegensetzen. Gleichzeitig bleiben Maria Auböck und János Kárász Realisten, die sich intensiv um das Thema Wohnen und das dafür notwendige Umfeld kümmern. Und dabei hat ihre Arbeit gegenüber dem festen Objekt des Gebäudes einen gravierenden Vorteil, denn erst im Laufe der Zeit entfaltet sich nach und nach die Opulenz der Vegetation. Es werden somit Prozesse initiiert, die sich selbständig entwickeln, oft auch mit ungewissem Ausgang. In der steten Kooperation mit Architektinnen und Architekten sowie Künstlerinnen und Künstlern entstanden Arbeiten wie die Freiraumgestaltung des «ERSTE Campus» (2016) beim Wiener Hauptbahnhof, bei dem hervorragende Zwischenräume ein prägender Teil des Entwurfs von Henke Schreieck Architekten sind. Hier entsteht eine wunderbare «Kommunikationslandschaft» auf mehreren Ebenen. Das Denkmal «Der Friedensstrahl» (1995) der herausragenden Konzeptkünstlerin Jenny Holzer am Hauptplatz in Erlauf in Niederösterreich wurde durch strukturelle Eingriffe, mit vorwiegend weiß blühenden Pflanzen, in das Ortszentrum integriert. Hier wird der Hauptplatz von der Bundesstraße 1 flankiert, und somit war es notwendig, ein Freiraumkonzept für diesen besonderen Ort zu erstellen, welches 2015 ergänzt wurde und durch seine Signifikanz besticht. Seit 1999 lehrt Maria Auböck an der Akademie der Bildenden Künste München,an der sie sich kontinuierlich mit der Ausbildung weiterer interdisziplinär arbeitender Spezialistinnen und Spezialisten am Lehrstuhl für Gestalten im Freiraum kümmert. János Kárász nutzt sein Engagement an Universitäten und Akademien in Budapest, München und Wien, um Studierende mit allumfassenden Freiraum konzepten vertraut zu machen. Das somit bald 30-jährige Engagement für den herausragenden «Zwischenraum» und die daraus resultierende Pionierarbeit für die österreichische bzw. niederösterreichische Landschaftsarchitektur führen in ihrer Konsequenz zur Verleihung des Würdigungspreises für Architektur 2016. Herzlichen Glückwunsch!

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2016