Pionierin der Geschichtsvermittlung
Wenn es im Land Niederösterreich Themen zu bearbeiten gibt, die mit historischer Alltagskultur, mit dem Leben und Wirtschaften der Menschen in Niederösterreich zu tun haben, dann war und ist Prof.in Dr.in Elisabeth Vavra immer die erste Ansprechperson. Ob es Landesausstellungen waren oder Sonderausstellungen im Museum Niederösterreich, ob es um kulturgeschichtliche Datenbanken ging oder um kulturpolitische Expertise: Die Bandbreite, in der sich Elisabeth Vavra bewegt und in der sie breite Anerkennung findet, ist beeindruckend und gebietet großen Respekt.
Elisabeth Vavra studierte Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Wien. Forschungen führten sie 1976 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems, das sie später von 2002 bis 2013 leitete. Ab 1996 war sie Mitglied des Niederösterreichischen Kultursenats, von 2013 bis 2023 dessen Vorsitzende; eine Zeit, in der wichtige kulturpolitische Entscheidungen fielen und eine neue Kulturstrategie des Landes erarbeitet wurde. Seit 2019 ist sie Obfrau des Vereins Museen und Sammlungen Niederösterreich.
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit am Institut für Realienkunde in Krems lag auf der materiellen Kultur, der Bildinterpretation und der Ikonographie. Schon früh befasste sie sich mit Kulturgüterdatenbanken, mit der digitalen Erfassung und Auswertung von Bilddaten, wobei es die „Dinge“, die Gegenstände, waren, die besonders interessierten, häufig aus alltags- und frauengeschichtlicher Perspektive.
Ihre Leidenschaft dafür, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und Entdeckungen zu vermitteln, führt sie auch nach Beendigung des aktiven Berufslebens weiter: Nach wie vor betreut sie das „Gedächtnis des Landes“, eine vielschichtige und online frei zugängliche Datenbank zur Geschichte Niederösterreichs mit Landeschronik, Biografien bedeutender Persönlichkeiten, detaillierten Ortsgeschichten und einem Kunstlexikon. Elisabeth Vavra hat diese virtuelle Plattform maßgeblich initiiert, organisiert und mit ihrem Team des Instituts für Realienkunde befüllt – und damit für viele in der Regionalforschung Tätige eine wertvolle und grundlegende Quelle mit zahlreichen weiterführenden Verweisen geschaffen.
Durch ihre kuratorischen Tätigkeiten – darunter Niederösterreichische und grenzüberschreitende Oberösterreichisch-Bayerische Landesausstellungen –, ihre lang-jährige wissenschaftliche Leitung des Bereichs Geschichte im Museum Niederösterreich und ihre Tätigkeiten im museumkrems erlangte sie umfangreiche Einblicke in die Sammlungen der Stadt- und Stiftsmuseen in Niederösterreich. Kaum jemand kennt die Kulturschätze unseres Landes besser. Aus diesem Wissen heraus befüllt Elisabeth Vavra seit dem Jahr 2011 den Museumsblog des Museum Niederösterreich mit fundierten Texten zu Persönlichkeiten und Besonderheiten unseres Bundeslandes, darunter die Serien „Ausflüge mit Geschichte(n)“ und „Museum zu Gast“. Zu Letzterem gestaltet sie seit dem Jahr 2020 eine Vitrine im Foyer des Museum Niederösterreich. Vierteljährlich wird so ein regionales niederösterreichisches Museum mit besonderen Sammlungsstücken und seiner Geschichte vorgestellt.
Noch einmal sei auf die Pionierleistungen von Elisabeth Vavra verwiesen, wenn es um neu erforschte und aufbereitete Themen geht: Frauenleben und „Ausnahmefrauen“, besonders die „starken Frauen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“, so der Titel einer Ausstellung, begleiten sie ihr gesamtes Berufsleben. Hinzu kommen die Themen Gesundheitswesen und Medizin aus historischer Perspektive, Rechtsgeschichte und Rechtsaltertümer, Sagen und Mythen, Jakob Prandtauer und Kremser Schmidt, Niederösterreich und seine Nachbarländer und, immer wieder: die Kulturschätze unseres Landes.
Von den zahlreichen Preisen und Ehrungen, die Elisabeth Vavra erhalten hat, seien hier nur einige genannt: 2013 Wissenschaftspreis des Landes Niederösterreich, 2014 Berufstitel Professorin und 2019 das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. Zum verdienten Würdigungspreis im Rahmen der Kulturpreise des Landes Niederösterreich in der Sparte Erwachsenenbildung, Volksbüchereiwesen, Heimatforschung, Verfassen heimatkundlicher Werke und Arbeit für Museen sei herzlich gratuliert!
Ulrike Vitovec