Adalbert Melichar

Erwachsenenbildung
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Die Axt für das gefrorene Meer in uns

Bildung zu erwerben und Bildung weiterzugeben ist ein zentrales Anliegen des in die Wirren des Zweiten Weltkriegs hineingeborenen Fronturlauberkinds Adalbert Melichar. Als Sohn einer Arbeiterfamilie war sein Bildungsweg vorerst klar vorgezeichnet: Pflichtschule, dann eine Lehre als Feinmechaniker in der Elektrotechnikindustrie. Nach Abschluss dieser Ausbildung entfloh er verstört der technisch-mechanischrationalen Zahnräderwelt.
Nach Eintritt in den Gemeindeverwaltungsdienst erhielt Adalbert Melichar 1970 die Chance, sein Bildungsideal zu verwirklichen. 1970 beauftragte ihn die Gemeinde Fischamend mit der Errichtung einer Bücherei und bald übernahm er auch die Ortsstelle des Bildungs- und Heimatwerks und begann seine Mitmenschen für Literatur und Erwachsenenbildung zu interessieren. Seinen persönlichen Bildungsprozess setzte er in intensiven mikrodidaktischen Schritten – neben Beruf und Familie – auf dem zweiten Bildungsweg um: Abendkurse an einer Wiener Handelsschule, Besuch der Wiener Arbeitermittelschule, externer Erwerb der Maturareife für den Öffentlichen Dienst (Beamtenaufstiegsprüfung), Ausbildung zum ehrenamtlichen und nebenberuflichen Bibliothekar im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl/St. Wolfgang, Erwerb professioneller Fachkenntnisse als Journalist und Pressefotograf bei einer niederösterreichischen Wochenzeitung.
Durch seine Fortbildungskurse im BifEB Strobl/St. Wolfgang, seinen fundierten autodidaktischen Wissenserwerb sowie seine Tätigkeit als Leiter der Fischamender Stadtbücherei und der NÖBHW-Ortsstelle, wie auch durch seinen mittlerweile entstandenen Bekanntheitsgrad als Journalist, wurde Adalbert Melichar in der Öffentlichkeit zum Begriff. Im Jahr 1974 erfolgte seine Berufung in den Landesvorstand des NÖ Bildungs- und Heimatwerks, wo er auch einige Jahre als Vorstandsdirektor für die Aus- und Fortbildung der Ortsstellenleiter und Ortsstellenleiterinnen im Bundesland Niederösterreich zuständig war. Dort erarbeitete er auch eine anerkannte Fibel für PR-Arbeit in der Erwachsenenbildung.
Im selben Jahr wurde er als Fachreferent und bald als Kursleiter im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung Strobl/St. Wolfgang (Ausbildung für ehrenamtliche und nebenberufliche Bibliothekare und Bibliothekarinnen) eingesetzt, wo er maßgeblich an der Erarbeitung eines Österreich weiten Ausbildungscurriculms für Bibliothekarausbildung beteiligt war.
Schließlich folgten Lehraufträge beim Amt der Südtiroler Landesregierung (Bibliotheksausbidung), an der Pädagogischen Akademie Hollabrunn (Erwachsenenbildung) und beim Bundesministerium für Unterricht und Kunst (Ausbildung zum Schulbibliothekar).
«Die Axt für das gefrorene Meer in uns », Adalbert Melichar blieb seinem Bildungsideal bis heute treu: als Vorsitzender des Landesverbands der niederösterreichischen Bibliothekare, als Vorstandsmitglied der NÖ Volkshochschulen, als zeitweiliges Jurymitglied des Franz-Stangler-Gedächtnispreises, als Gründer und Leiter der VHS Fischamend und als Autor zeitgeschichtlicher Bücher. Für einen sozialkritischen Aufsatz wurde ihm einer der ÖGB-Luitpold-Stern-Literaturpreise verliehen. Die Öffentlichkeit dankte ihm für sein
Engagement und die Vermittlung seines Fachwissens mit Ehrungen und Auszeichnungen – nicht zuletzt mit dem Berufstitel Professor (1999).

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2004