Mentale Landschaften
Andreas Werner forciert einen Abstraktionsbegriff, der sich in einem weit aufgefächerten Spektrum zeigt und selbstverständlich Narratives, Zeichenhaftes, Prozessuales und Geometrisch-Konstruktives auf der Bildfläche miteinander vereint. Malerisch Atmosphärisches trifft auf Faktur, Seismografisches auf gesprayte Spur. Hauptthema ist die Landschaft, die sich abseits von einem romantischen Illusionismus-Begriff definiert. Werner versteht Kunst als raumgreifen des Medium. Das Bildhafte hat die Wand als Träger verlassen und wird auf Gestellen verspannt oder auf Tischen aufgebreitet. Die einzelne Arbeit steht nicht für sich als ikonisches Werk, sondern ist Modul eines größeren, mehrteiligen Systems. So flottieren die Bilder auf den Wänden in offenen Gruppen und Narrativen. Das grafische Moment ist beim Künstler stark ausgeprägt, hat er ja auch in der Grafikklasse von Gunter Damisch 2012 diplomiert. So finden sich neben Mischtechniken und Tuschezeichnungen auch druckgrafische Verfahren wie Radierung und Lithografie unter den Arbeiten. Das zentrale Thema der Landschaft zeigt sich als Hybrid. Horizonte, Gebirgsketten werden in der Collage mit abstrakten flächenbezogenen Elementen verbunden, oder typische Felsformationen des amerikanischen Westens werden auf der Bildfläche gespiegelt. Werner versteht Natur auf einer zeichenhaften Ebene. Er operiert mit vorgegebenen Kürzeln und Chiffren, die in den Arbeitsprozess eingebunden werden. In der Serie «Geology» von 2013 werden zart zittrige Linien im Rapport wie bei einer seismografischen Messung auf das Papier aufgetragen, wodurch eine sensible Sedimentation des Grafischen entsteht. Landschaft ist immer mental zu verstehen denn visuell abbildend, wie es auch sein Professor Gunter Damisch beschrieben hat: «Andreas Werner zeigt in grafischen Mischtechniken romantische Erinnerungsräume und Landschaften, die technisch meisterhaft aufgeladen den Widerspruch von Pathos und Coolness ausbalancieren und damit Stimmungen erzeugen, die Fremde und Geborgenheit zugleich sprechen lassen.»