Geschlafen habe ich schon immer gerne
Die Künstlerin und Performerin Anne Glassner hat in den letzten Jahren den Schwerpunkt ihres konzeptionellen Kunstschaffens auf Grenzbereiche der Wahrnehmung gelegt. Mit ihren „Schlafperformances“ erforscht sie konsequent Übergangszustände des Bewusstseins, der Fremd- und Selbstwahrnehmung und überschreitet Trennlinien zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, Realität und Fiktion.
„Geschlafen habe ich immer schon gerne“, sagt die Künstlerin und setzt mit dem Akt des „öffentlichen Schlafens“ auch ein Zeichen der Konsumverweigerung. Wer schläft, produziert nicht. Wer schläft, konsumiert nicht. Wer schläft, regeneriert, reflektiert und kommt sich selbst näher. Schlaf, als passiver Zustand, der Aktivität generiert. Sie schöpft Intuition für ihr künstlerisches Schaffen aus dem Schlaf, aus den Graubereichen von Bewusstem und Unbewusstem. Der liegende Zustand ist Quelle und zugleich künstlerisches Statement.
Das Werk von Anne Glassner ist transmedial. Die prozessorientierten Arbeiten bedienen sich nicht nur der performativen, ereignisbezogenen Ausdrucksweise. Mit der Zeichnung, der Fotografie, Video- und räumlichen Installationen und in letzter Zeit auch mit spezifischen Ton- und Textformaten wählt sie unterschiedliche Medien für ihre künstlerischen Forschungsergebnisse und scheut nicht davor zurück, sich auch werbewirksamer Mittel zu bedienen.
Großformatige Plakate mit Darstellungen des verletzlichen Ausgeliefertseins im Schlaf prangen im öffentlichen Raum, an Plakatwänden, in Auto- oder Möbelhäusern ebenso wie im Kunstkontext der Galerie. Selbst als Schlafende im Bettenstudio oder als lebensgroße Fotomontage, illegal im Schaufenster eines leerstehenden Geschäftslokals, hinterfragt sie die Grenzen von Kunstfreiheit und geltenden Besitzrechten.
Mit der künstlerischen Aneignung ungewohnter Räume und Territorien gelingt es ihr, auf ihre konsumverweigernde Haltung, ihre sozialpolitischen und gesellschaftskritischen Gedanken sowie Erkenntnisse aufmerksam zu machen und – wie sie sagt – „mich selbst und meine Mitmenschen in Staunen zu versetzen.“