Geschmeidiger Clash der Identitäten
Kaum ein interessanteres architektonisches Spannungsfeld lässt sich im heutigen Niederösterreich finden als das, was man die Begegnung von Landwirtschaft und Hochkultur nennen könnte. Im konkreten Fall: der ,,Arbeitsraum für eine intellektuelle Bäuerin“, ein Projekt von ARTEC Architekten, Wien. ,,Raum Zita Kern“ ist der Titel der knisternden Begegnung, die sich als architektonischer Auftrag ergab, und zwar in Form einer Schaffung eines Lese- und Arbeitsbereichs, abgesetzt vom landwirtschaftlichen Umfeld. Die Auftraggeberin, ungewöhnlich genug, ist Bäuerin und Literaturwissenschafterin. Das Projekt erregte internationales Aufsehen und gilt als wegbereitend für die Vernetzung soziokultureller Identitäten. > STADT AM LAND Hinter ARTEC Architekten stehen Bettina Götz, Jahrgang 1962, und Richard Manahl, Jahrgang 1955, beide geboren in Bludenz. Beide absolvierten ihr Architekturstudium an der Technischen Universität Graz. Zum ,,Raum Zita Kern“ zu Protokoll gegeben: „Das neue Objekt im ersten Stock, zwar Teil des Hofes, aber doch davon abgesetzt, ist der Arbeitsraum zum Schreiben. Intellektuelle Ebene und bäuerliche Arbeitswelt sind so auf einfache Weise auseinander gezogen. Dem Raum vorgelagert sind zwei Terrassen, über Schiebe- und Drehtüren zugänglich, die den Raum ins Freie erweitern – städtisch geprägte Elemente in der ländlichen Umgebung.“ Spektakulär mutet das Objekt im hellen Sonnenschein an: ,,Das neue Objekt ist zur Gänze von einer glatten Aluminiumoberfläche eingehüllt, der Innenraum genauso glatt mit Pappelsperrholz ausgekleidet.“ Womit fürs erste vorgeführt wäre, wie zwei scheinbar nicht kohärente Identitäten im Niederösterreich von heute und morgen gemeinsame Perspektiven vorfinden können. Damit ist eine spannende neue Phase eingeläutet.