Barbara Kapusta

Bildende Kunst
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Fließende Grenzen zwischen Objekt und Subjekt

Video, Skulptur, Lyrik, Buchkunst: Barbara Kapustas künstlerische Arbeit stellt sich vielgestaltig dar – nicht nur medial, auch inhaltlich. Die 1983 in Lilienfeld geborene Künstlerin, die heute in Wien und St. Georgen/Steinfelde lebt und arbeitet, thematisiert die gegenwärtige Arbeitswelt ebenso wie verbale und nonverbale Kommunikation sowie die Beziehungen zwischen Objekten und Sprache. In ihrem 2011 entstandenen Video „Der vereinbarte Tag“ ließ sie vier Mitglieder einer Arbeitsgruppe – ihre Branche bleibt unklar, ist jedoch diffus im kreativen Bereich verankert – miteinander um Kompromissbereitschaft, Gemeinschaftssinn und ethische Standards ringen und zeigte damit auf, wie sich Individuen ihrer Arbeit und damit einem vermeintlich größeren Ganzen unterordnen. In jüngerer Zeit befasste sich Kapusta verstärkt mit Lyrik, die sie mit Skulptur verknüpft – ein schönes Beispiel dafür ist ihre wunderbare Arbeit „Die Klammer und das O“, die in der Kunsthalle Wien bei der Ausstellung „The Promise of Total Automation“ 2016 gezeigt wurde. Das Gedicht mit demselben Titel, das sich als Schriftbild über die Wand zog, gibt den Dialog zwischen einer Klammer und einem O wieder, und setzt sich im Raum fort: Kleine glasierte Porzellanobjekte bilden die Form der zwei Protagonisten und begegnen einander auf einem Sockel und in einer Videoarbeit arrangieren sich O-Formen zu einer Kette. In Performances spricht Kapusta mit ihren Objekten, erweckt sie so gewissermaßen zum Leben. Die Arbeiten der Künstlerin, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien sowie am Centro Nacional de las Artes in Mexico City studierte, zeichnen sich durch ihre formale Eigenständigkeit aus. Sie erinnern an den Text „Herr Gröttrup setzt sich hin“, mit dem die britische Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann und in der sich die Erzählstimme als Frühstücksei entpuppt, das zuvor ein Lippenstift war. Das Fließen der Grenzen zwischen Objekt und Subjekt, das Interagieren zwischen Dingen, Medien und Sprache: Darum drehen sich auch Kapustas Arbeiten.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2017