«Die Erde trägt ein Kleid aus Worten»
Beatrix M. Kramlovsky reist viel. Sie ist eine Suchende, und sie wird fündig. Sie ist eine Beobachtende, die im Innehalten Nähe erfährt. Aufmerksam, offen und hinterfragend bringt sie in ihren Reisesplittern und Passepartouts Erlebtes wie Fiktives zu Papier, in Worten, in flüchtigen Skizzen. Die 1954 in Steyr, Oberösterreich, geborene Schriftstellerin und bildende Künstlerin wirft ihren persönlichen Blick auf Menschen verschiedener Kulturkreise, Religionen, Geschichte. Vom «Hiersein» spricht sie, die heute im Weinviertel lebt, das sie als ihre Raststätte beschreibt, und von ihrem Drang nach dem «Woanders». Wenn sie in Osaka, Teheran oder Bursa Klischees und Vorurteilen nachspürt oder in Berlin, das einmal zur DDR gehörte, den Fall der Mauer erlebte, versucht sie immer, hinter die Kulissen zu blicken. Sie denkt über die Bedeutung von Heimat nach, als exotischem Begriff und «gleichzeitig als Synonym für Menschen, mit denen wir uns wohlfühlen, und nicht unbedingt als einem geografisch konkret abzugrenzenden Raum».Die mehrfach ausgezeichnete Autorin (unter anderem 2003 Hans-Weigel-Stipendium des Landes Niederösterreich) erkundet unsere Welt gleichermaßen einfühlsam wie ein prägsam, wechselt poetische Bilder mit Darstellungen ungeschönter Realität, die sie während ihrer Workshops und Tutorien an Schulen und Universitäten auf dem Balkan, im Vorderen Orient und zuletzt in Havanna und Dublin erlebte.Ihre wichtigsten Themen sind Ausgrenzungen unterschiedlichster Art, poli tische, geografische, gesellschaftliche Limitierungen und der Umgang damit. Es lohnt sich, dies nachzulesen, sowohl in dem Band «Die Erde trägt ein Kleid aus Worten» (Literaturedition Niederösterreich), für den ihr dieser Literaturpreis zugesprochen wurde, als auch in ihren Büchern «Auslese», «Angeln in Zwischenräumen», «Eine unauffällige Frau» (2007, 2000, 1996, Literaturedition Niederösterreich), «Das Risiko» (1997, Milena Wien), «Das Chamäleon» (1990, Wiener Frauenverlag) oder in einer ihrer zahlreichen, in Anthologien veröffentlichten Erzählungen.