Brigitte Sasshofer

Literatur
Image

Was Liebe denn wäre, was Erfolg, wenn das Ende morgen ist

Ihre Texte handeln von (zufälligen) Begegnungen (New York, Los Angeles, Athen), aus denen Beziehungen entstehen, vom Unterwegssein, vom Wiedersehen, vom Erinnern, der Sehnsucht oder vom Abschied. «Fleisch zu Fleisch» erzählt vom illusionslosen Leben einer bildenden Künstlerin, die einer Einladung für eine Ausstellung nach Paris folgt, Hoffnung auf den Durchbruch im Gepäck, aber von der Realität eingeholt wird: Bei der Ausstellungseröffnung finden sich drei Gäste ein. Da gibt es einen Geliebten in New York, ein Geliebter nimmt sie mit in sein Dorf und der Geliebte in Wien fährt nach München. «Das Wünschen immer zu spät», heißt es einmal. Die Liebesgeschichte aus New York soll in Wien weitergehen. «Die Geschichte in Wien wird eine ganz andere sein.» Ihre Sprache besticht durch ihre Dichte. Die teilweise stenogrammartigen Sätze haben eine poetische Kraft. Brigitte Sasshofer entwirft gekonnt Geschichten, deren Abläufe nicht klassisch erzählt sind, sie bleiben bisweilen fragmentarisch. So detailgenau Orte beschrieben werden, so bewusst konturlos bleiben mitunter die Protagonisten, sie ähneln einander: Max, Jim, Jack, Joe. Eine Qualität der Texte ist, dass die Charaktere nicht psychologisch analysiert werden. «Am Ende wird zählen was fehlt», heißt es mehrmals in «Fleisch zu Fleisch» und kann als Leitmotiv gelesen werden, wenn die Hauptfigur der Frage nachgeht, was man im Leben versäumt. Zuletzt fährt sie nach Paris, hängt ihre Ausstellungsbilder ab – und beginnt einen Job als Hilfstierpflegerin. «Da ließ das Leben nichts liegen wenn es ging.»
Im Text «Palermo oder der Auftrag» steht ebenfalls eine Künstlerin im Mittelpunkt, die den Auftrag erhält, eine moderne Interpretation, eine skulpturale Darstellung der heiligen Rosalia, der Beschützerin vor der Pest, anzufertigen.
Seit 1989 publiziert Brigitte Sasshofer in Büchern und Zeitschriften. 2001 veröffentlichte der ORF ihr Hörspiel «Ginsberg».

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2005