Brigitte Weich

Medienkunst
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Ein Leben für die Wahrheit

Der diesjährige Anerkennungspreis für Dokumentarfilm zeichnet eine Filmemacherin aus, deren Karriere Offenheit und Mut zur konsequenten Verfolgung ihrer Interessen widerspiegelt. Nach dem Jusstudium begann sie als Filmvermittlerin für österreichische Schulen, organisierte ein Filmfestival und arbeitete lange bei der Austrian Film Commission. 2002 schloss sie ihr feministisches Grundstudium mit der Videoarbeit „unitFrau.tv“ ab, die das gesellschaftliche Ungleichgewicht der Frauenrepräsentation thematisierte. Im selben Jahr reiste sie mit dem Fußballfilm „Frankreich, wir kommen“ nach Pjöngjang und wurde auf das erfolgreiche nordkoreanische Frauenteam aufmerksam. Die Faszination für die weiblichen Sportlerinnen in einem totalitären Staat ließ sie nicht mehr los.

In 20 Jahren realisierte Brigitte Weich unter schwierigsten Bedingungen zwei Filme über vier Fußballerinnen des nordkoreanischen Spitzenteams. Ständige Hürden waren aufwändige Drehgenehmigungen, tägliche Kontrollen, Zensuren, Überwachung und Finanzierungskämpfe.

„Hana, dul, sed“ feierte 2009 in Locarno Weltpremiere und erhielt 2010 den großen Preis für Dokumentarfilm bei der Diagonale in Graz. Weich zeigt ohne offene Kritik den Kontrast zwischen der Verehrung des Regimeführers und dem Enthusiasmus für das Fußballspiel und die Höchstleistungen der Frauen.

Auch im Nachfolgefilm „… Ned, Tassot, Yossot…“, der das Leben der Sportlerinnen nach ihrer aktiven Zeit beleuchtet, überzeugt die Balance zwischen berührenden Erzählungen und Eindrücken von der allgegenwärtigen Propaganda. Die Architektur der Hauptstadt und ihre Leitsätze sprechen für sich.

Die Erfolge der beiden Filme und dieser Preis sollen Brigitte Weichs zukünftige Filmprojekte erleichtern.

Brigitta Burger-Utzer

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2024