Karikatur und Umweltschutz
„Eine gute Karikatur sollte meiner Meinung nach Emotionen hervorrufen. Im Idealfall auch den Zorn der Karikierten. Das kann mitunter auch zu aggressiven Reaktionen führen, aber das sollte der Karikaturist schon aushalten können.“
Der Karikaturist Bruno Haberzettl, geboren 1965 in Horn, ist seit den 1990er-Jahren als freier Zeichner und Illustrator nicht mehr aus der österreichischen Karikaturistinnen- und Karikaturisten-Szene wegzudenken. Vor allem für seine Karikaturen unter der Rubrik „Bruno am Sonntag“ ist er Millionen Leserinnen und Lesern ein Begriff.
Seine Karriere begann beim Jugendmagazin Rennbahn Express, später war er für den Wiener tätig. Haberzettls Karikaturen sind farbenfroh, gesellschaftskritisch und immer auf den Punkt. Themen rund um Ökologie und Umweltschutz sind seine Herzensangelegenheit und genießen mittlerweile internationalen Kultstatus.
Seiner Arbeit an der Wiener Handelskammer, zuständig für Auskünfte zum Thema Arbeitsrecht und Kollektivvertragswesen, verdankt Haberzettl sein Interesse für gesellschaftspolitische und juristische Themen. Statt das begonnene Jusstudium weiterzuführen, fasste er jedoch den Entschluss, als Illustrator und Karikaturist in der österreichischen Print- und Medienszene mitzuwirken.
Seit 27 Jahren zeichnet Bruno Haberzettl für die Kronen Zeitung, genauer gesagt für die Krone bunt. Als 1995 die Krone-Redaktion und Manfred Deix die Zusammenarbeit beendeten, bewarb sich Haberzettl mit eigenen Karikaturen. Seine Arbeiten wurden begeistert aufgenommen – die langjährige Zusammenarbeit hält bis heute, ohne schriftliche Vereinbarung, bestens. Dabei hat Haberzettl einen eigenen Stil entwickelt, eine persönliche Handschrift, die ihm eine möglichst große Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten bietet.
Die Zeichentechnik sollte, wie Haberzettl von sich behauptet, seinem persönlichen Harmoniebedürfnis entsprechend möglichst bunt, reich an Details und in jedem Fall verständlich rüberkommen. Seine Rolle als wichtiger Kommentator von Österreichs auflagenstärkster Zeitung beschreibt Herausgeber Christoph Dichand treffend: „Wer von Brunos kritischem Zeichenstift erfasst wurde, hat es wohl geschafft, er spielt eine wichtige Rolle in dem Land. Wer in seine Liste nicht aufgenommen ist, muss darauf noch warten.“
Neben seiner professionellen Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft erachtet Haberzettl den Schutz der Natur für ein bedingungsloses Ideal. Darum ist ihm das fehlende Engagement der verantwortlichen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger im Bereich Umweltpolitik unverständlich und zuwider. Für Haberzettl muss der nachhaltige Umgang mit der Natur außer Frage stehen. Alle Maßnahmen, die die aktuelle „Vernichtungsspirale“ bremsen und hoffentlich noch rechtzeitig stoppen, sind seiner Meinung nach dringend umzusetzen.
Seit über 30 Jahren betreibt Bruno Haberzettl mit seiner Frau Nora einen naturnahen Garten mit vierzehn verschiedenen Feuchtbiotopen, um für die dort natürlich vorkommenden Amphibienarten die Lebensbedingungen zu verbessern. Dazu meint er: „Unsere abstrahierte, digitale, virtuelle, urbane Lebensweise lässt uns unsere alternativlose Abhängigkeit von der Natur nur allzu leicht vergessen. Und da der Trend genau in diese Richtung geht, befürchte ich, dass die emotionale Bindung zur Natur gekappt wird. Damit geht auch ein instinktives Verständnis und Gefühl für natürliche Zusammenhänge verloren.“
Mit seinen kunstvoll gestalteten Karikaturen führt Haberzettl die Tradition der österreichischen, farbig-manieristischen Ausführung nach Erich Sokol, Erich Eibl, Manfred Deix und Gerhard Haderer eigenständig weiter. Seinen unverkennbaren Stil entwickelte er im Laufe der Zeit. Als größter Kritiker seiner selbst hinterfragt Haberzettl auch immer wieder sein eigenes Schaffen. Das beflügelt seine Kreativität und schützt ihn, nach eigenen Worten, vor Selbstüberschätzung.
Seit über zehn Jahren begleite ich die künstlerische Arbeit von Haberzettl und bin davon überzeugt, dass Karikaturen übertreiben und täglich Grenzen ausloten müssen – sonst beschneiden wir unsere Meinungsfreiheit. Haberzettls Karikaturen, die unsere Denkmuster immer wieder beharrlich hinterfragen – und uns dabei noch herzhaft lachen lassen –, helfen uns, eine eigene Meinung zu bilden und uns selbst als politische Menschen zu begreifen.
Dafür brauchen Zeichnerinnen und Zeichner wiederum den Rückhalt ihrer Zeitungsredaktionen, und es braucht die Anerkennung und Würdigung dieser speziellen Kunstform. Gratulation!