Musik über alle Grenzen
Eine Karriere als Musiker und Komponist war Christian Muthspiel, 1962 in Judenburg geboren, praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater engagierte sich als Chorleiter und legte großen Wert auf die musikalische Ausbildung seiner Kinder. Christian Muthspiel erlernte mit sechs Jahren Klavier spielen und wurde seit seinem elften Lebensjahr an der Posaune ausgebildet. Gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang nahm er an zahlreichen Musikwettbewerben teil. Seine weitere musikalische Ausbildung führte Christian Muthspiel an die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, wo er Posaune (Klassik und Jazz) inskribierte, aber wie er selbst sagt, «alle Studien rechtzeitig und freiwillig abgebrochen hat.» 1987 und 1988 war er Stipendiat an der «School of Fine Arts» in Banff/Kanada.
Konzertierte Christian Muthspiel 1983 gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang noch in der Scheune eines Bauernhofs, ist der Musiker und Komponist mittlerweile am internationalen Parkett zu Hause. Zahlreiche Einladungen zu Konzerten, Festivals, Produktionen und Dirigaten zeugen von seinem hervorragenden Ruf.
In seinem Œuvre lässt sich Christian Muthspiel auf keinen bestimmten Musikstil festlegen: Er fühlt sich in der Welt des Jazz und der Improvisation genauso beheimatet wie in der Neuen Musik. Als Komponist arbeitet Christian Muthspiel sowohl mit kleinen Jazzbands oder großen Klangkörpern wie einem Symphonieorchester zusammen und spannt seine Musik von der Elektronik bis zum multimedialen Musiktheater. So schuf er u. a. die Kammeroper «Genesis: Zeiten/Plätze» für das Tiroler Landestheater Innsbruck (1993/94), «Versuch eines Diskurs … (invention)» Konzert für Klavier und 18 Bläser für die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg (1996), das Multimediaprojekt «Stodt aus Staa» mit Kurt Ostbahn und dem Klangforum Wien im Auftrag der Jeunesse Österreich (2000) oder «ENNAHH … An Albert Mangelsdorff» Konzert für Posaune und Orchester im Auftrag des ORF und der Philharmonie Essen (2005).
Als Posaunist und Pianist wirkt Christian Muthspiel in verschiedenen Musikensembles mit. Gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang gründete er die herausragende Musikformation «Muthspiel & Muthspiel», die «der bislang in der improvisierten Musik nicht vorhandenen Besetzung Gitarre/Violine und Posaune/Klavier eigenständiges musikalisches Leben einhaucht.» (Christian Muthspiel). Weiters arbeitet Christian Muthspiel mit den Ensembles «Christian Muthspiel & Motley Mothertongue», «Christian Muthspiel Trio» oder dem «Vienna Art Orchestra» zusammen, mit denen er bei internationalen Festivals in Vancouver, Banff, Toronto, Montreal, New York, Mexiko City, Tokyo, London, Paris, Antwerpen, Den Haag, Helsinki, Berlin, Zürich, Rom, Warschau, Moskau, Nowosibirsk, Kiew, Budapest, Varna, Belgrad, Saalfelden, bei «wien modern» oder dem «steirischen herbst» auftrat.
Seit 2004 dirigiert, konzipiert und moderiert Christian Muthspiel einen eigenen Konzertzyklus mit dem Orchester «Camerata Salzburg», «in welchem stringent programmierte oftmals Genre überschreitende Konzertprogramme» in Konzerthäusern wie dem Musikverein Wien oder dem Brucknerhaus Linz aufgeführt werden. Anlässlich Wolfgang Amadeus Mozarts 250. Geburtstag steht im Jahr 2006 der vierteilige Konzertzyklus «Mozart Loops» auf dem Programm. Jeder der vier Zyklen ist eine gelungene, intellektuelle Mischung zeitgenössischer Klassik, Jazz und Pop mit Zitaten aus Mozarts Werken, die in sich wiederholenden kurzen Schleifen (Loops) als Verbindung der einzelnen Stücke dienen. Mit «Mozart Loops» gelingt Christian Muthspiel ein fließender Übergang von E-zur U-Musik, und «die Beschwörung der zu Mozarts Zeiten selbstverständlichen Fähigkeit jedes Musikausübenden, in spezifischen Kontexten zu improvisieren» (Christian Muthspiel).