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Ein Stoß Papier, weiß, Format: 1-Bogen. Wie er in einer Druckerei zum Gebrauch bereitstehen könnte. Vom Standard-Produktionsmittel jedoch unterscheidet sich der Stapel durch seine Höhe: 210 cm. Und durch den Umstand, dass das Papier nicht quaderförmig geschichtet, sondern leicht schräg in den Raum verschoben ist. Die ursprüngliche Struktur, künstlerisch befragt und reorganisiert, wird zum Rhomboeder, ist klar und ernsthaft, wenn auch ein wenig schräg.
Die Künstlerin, ganz in Yves Klein Blau. Sie sitzt auf einem pink lackierten Schiedsrichter-Stuhl, wie sie in Wimbledon immer noch herumstehen, aus zeremoniellen Gründen, das elektronische Linienüberwachungssystem im Nacken. Starzer inhaliert Lachgas und bläst damit Seifenblasen durch einen Trichter. Der durch das Distickstoffmonoxid ausgelöste Rausch scheint lustig zu sein – nach Mallarmé’schem Würfelwurf liest Starzer unter Gelächter Namen aus dem niederösterreichischen Telefonbuch vor.
Zwischen diesen beiden Polen breitet sich das Arbeitsspektrum der 1982 in St. Pölten geborenen Künstlerin aus, die bereits an der Universität für angewandte Kunst in Wien durch ihr Studium bei so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Barbara Putz Plecko und Erwin Wurm Vorurteilslosigkeit und Offenheit bewiesen hat.
Auf der einen Seite beschäftigt sich Christina Starzer mit den Modellen der ungegenständlichen Kunst und untersucht die Argumente, die abstrakte Künstler von der Verpflichtung befreien, die Welt abzubilden. Auf der anderen Seite stehen betont narrative Werke, wie ein Ohrensessel, der aus abgetrennten und gekonnt arrangierten Ohren von Plüschtieren besteht. Hier tauchen surreale Elemente und tabubrechende Motive auf, die vermuten lassen, dass Starzer auch von der dunklen Kehrseite der Gesellschaft erzählen möchte.
Wir freuen uns sehr, dass der Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich an eine Künstlerin geht, die keine Grenzen kennt. Mit minimalen Gesten, einer Fülle kultureller Referenzen aber auch mit postkonzeptueller Verve erschüttert sie die kontrollierte Statik unserer Gesellschaft.