Die Fotoforscherin
Claudia Rohrauer, geboren 1984 in Wien und aufgewachsen in Deutsch-Wagram, spürt der Fotografie auf non-linearem Wege nach. Über Versuchsanordnungen, welche die spröde Ästhetik wissenschaftlicher Studien zitieren, seziert sie das Medium dabei auf zutiefst konzeptuelle Weise: Schritt für Schritt überprüft sie seinen Authentizitätsgehalt, analysiert sein Manipulationspotenzial, zergliedert seine technischen Komponenten und Entstehungsbedingungen. Kurz gesagt, die Künstlerin geht der grundlegenden Daseinsberechtigung des Mediums nach, das wie kein anderes der visuellen Realität verhaftet ist.
Nebenher deckt sie die Irrtümer unserer Sehgewohnheiten auf, denen wir als Betrachterinnen und Betrachter so gerne erliegen. Ganz wesentlich sind die mit diesem Forschen verknüpften Etappen – die Zwischenergebnisse von Rohrauers performativ anmutenden Experimenten. Diese mögen auf den ersten Blick unergiebig erscheinen, werden in ihre Arbeit integriert und mutieren zu deren Hauptakteurinnen und Hauptakteuren.
Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Forschungstätigkeit geht es der Künstlerin nicht darum, mittels Trial-and-Error-Methode konkrete oder aussagekräftige Resultate zu liefern. Vielmehr will sie den empirischen Vorgang in seiner Gesamtheit darstellen, einschließlich vermeintlich irrelevanter Beiläufigkeiten. Durch diese antihierarchische Vorgehensweise, bei der alle den Prozess begleitenden Elemente vollkommen gleichberechtigt sind, erhält das Unterfangen zudem eine humoristische Note – dank der sturen Absurdität, welche jegliche der Praxis zugrundeliegende Theorie penibel befolgt.
Mitunter ist auch der von Rohrauer gewählte Forschungsgegenstand an sich schon fragwürdig, etwa ein schlichtweg als „das Ding“ klassifiziertes Objekt. In jedem Fall jedoch zeigt Rohrauer an diesem und vielen weiteren Beispielen, wie eng Science und Fiction beieinanderliegen. Und bei all dem bleibt stets das „Wie“ – der Prozess – das oberste Ziel ihrer Kunst, einschließlich aller gelegentlichen Irrläufer auf dem Weg.