Verkehr und Raum
Clemens Fürtler, geboren 1966 in Mödling, bezeichnet sich als Maler, doch nutzt er selbstverständlich alle Medien, um seine Vorstellung abstrakter Bildräume zu entwickeln. Seit Mitte der 1990er-Jahre sind Verkehr und Raum die thematischen Schwerpunkte seiner Werkserien. Auf die fiktionalen, jedoch der figurativen Malerei verpflichteten Straßenszenen folgte seit 2002 eine zunehmende Abstraktion der Bildräume durch die skulpturale Setzung der Bildmaschinen und die daraus resultierende Verbindung von Video, Fotografie und Malerei. Clemens Fürtler konstruiert Modelle aus Schienen oder Autobahnteilen, oft in mehrjähriger Kleinarbeit. Das Ergebnis sind kompakte Skulpturen, die er als «Bildmaschinen» bezeichnet. Über diese schickt er Züge oder Autos, an die Kleinkameras und Lampen montiert sind. Diese liefern laufende, bisweilen vollkommen abstrakte Bilder und werfen Schatten in den Atelierraum, die zur Basis seiner Malerei werden. Durch die vielfältigen Übersetzungen in mehrere Medien werden die Prozesse der Abstraktion vorangetrieben. Mitunter so weit, dass die Malerei die ursprüngliche Bildmaschine gar nicht mehr abbildet, sondern die durch sie erzeugten Schattenspiele zu einem selbstständigen formalen Motiv werden. Die Transformation der VideoLoops in die Malerei ermöglicht einen weiteren Zeitaspekt, den das Video oder die Fotografie nicht bieten kann. Diese generieren in der Sekunde eine Vielzahl an Fotos, während sich die Malerei einer schnellen Bildfindung entzieht. In diesem Medium dennoch Motive darzustellen, die aus einer zum Teil sehr raschen Bewegung entstanden sind, kann als Paradoxon gesehen werden, stellt jedoch gerade dadurch die damit verbundenen Kontexte in den Mittelpunkt. Clemens Fürtler geht es vor allem um die Generierung abstrakter Räume durch die Bildmaschine. Sie wird zum Transmitter, der alternative Realitäten generiert. Durch die Malerei erfahren die solcherart gewonnenen Bilder eine entscheidende Erweiterung, indem der dreidimensionale Raum in die Fläche umgesetzt werden muss und der Künstler einmal mehr die Wahrnehmung zeitlicher und räumlicher Distanzen zur Diskussion stellt.