Cornelia Travnicek

Literatur
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«Chucks»

Schon 2010, als Cornelia Travnicek einen Auszug aus dem Manuskript ihres nun gedruckten Romans «Chucks» einreichte, ist die Autorin mit ihrem großen Erzähltalent, sehr plastischen Formulierungen, abwechslungsreicher szenischer Gestaltung und ihrer berührenden Erzählweise aufgefallen. Nun, 2012, kommt zur viel beachteten und gut rezensierten Buchausgabe in der renommierten Deutschen Verlags-Anstalt der Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich. Er geht an eine junge Autorin, die bereits literarische Reife und einige Bücher und Auszeichnungen vorweisen kann.
Travnicek, 1987 in St. Pölten geboren, lebt heute in Traismauer. Sie studierte Sinologie und Informatik an der Universität Wien. Diese unterschiedlichen Studienrichtungen weisen auf eine große Interessenspannweite hin, eine forschende «Lebensneugier», die auch in ihren Texten immer wieder hervortritt. Die Autorin erhielt u. a. das Hans-Weigel-Literaturstipendium, ist Mitglied des Literaturkreises Podium und jüngste Beiträgerin der zu dessen 40-jährigem Bestehen erschienenen Anthologie «Begegnungen entlang der Zeit» (Literaturedition Niederösterreich 2011). Als Begegnungen entlang der Zeit könnte man auch die Szenen im nun prämierten Roman «Chucks» bezeichnen. Die einzelnen Abschnitte tragen Titel wie «Von H-Milch und der Statik von Luftschlössern» oder «Von Kühlschränken und vom goldenen Schein», die mit ihrer vermeintlichen Unverbundenheit die Leserschaft neugierig machen, in den Text des Adoleszenzromans hineinziehen. Die Hauptfigur ist Mä, Anfang zwanzig. Im Aids-Hilfe-Haus muss sie eine Strafe wegen Körperverletzung abarbeiten; dort lernt sie den HIV-positiven Paul kennen, bei dem später die Krankheit ausbricht. Mä verliebt sich in ihn, das Gegenbild zum vernunftgeleiteten, vorhersehbaren, etwas langweiligen Jakob, mit dem sie bisher zusammenlebte. Mäs Zeit mit Paul ist begrenzt, jeder Tag wird dadurch einzigartig und neu. Pauls Sterben wird einfühlsam geschildert, in konkreten Szenen ohne jede Weinerlichkeit. Mä hat Erfahrung mit dem Tod – von ihrem verstorbenen älteren Bruder sind ihr nur ein Paar Schuhe geblieben, rote Chucks, die nun sie trägt und die dem inhaltlich wie sprachlich außergewöhnlichen Roman den Titel gegeben haben.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2012