Daniel Muck

Musik
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Eine Weinviertler Symphonie

In Österreich ist es notwendig, um dem Bedeutenden näher zu kommen, das scheinbar Kleine zu kennen. Joseph Haydn, der Handwerkersohn aus Rohrau, sagte schon von sich und seinem damals höchst unscheinbaren Herkunftsort: «Leute werden an meinem Beyspiele sehen können, daß aus dem Nichts doch Etwas werden kann.»
Daniel Mucks Lebensmittelpunkt ist Wultendorf bei Staatz. Das hindert ihn keineswegs daran, österreichweit und ebenso international tätig zu sein. Die renommierten Brünner Philharmoniker etwa, die er als Gastdirigent leitete, sind in der näheren Nachbarschaft zu Hause. Muck hat sich als Dirigent aber ebenso und mit großer Intensität jungen Ensembles in Wien und den USA zugewandt.
Was die Gegend um Staatz mit der überraschend aufragenden, burggekrönten «Klippe» betrifft: Sie inspiriert den Komponisten Muck. Der Grenzlage mit ihren Höhen und Tiefen widmet sich seine Symphonie «Limes». Diese ist musikalische Vergangenheitsbewältigung: Sie thematisiert die Geschichte Südmährens und des Weinviertels nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart ohne Ausblendung des Bedrohlichen, aber mit hoffnungsvollen Schlussklängen. Wichtig ist für den Künstler auch der Sagenschatz seiner Heimat. Seine Symphonische Dichtung «Atra femina» setzt sich mit der Gestalt eines jungen Mädchens auf der Staatzer Burg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges auseinander, als die Schweden Ort und Festung eroberten und dieser junge Mensch den Tod fand. Als Geist geht das Mädchen noch heute durch die öden Mauern. Muck macht dies in seinem Werk hörbar und in der Art, wie er die furchtbare kriegerische Lage musikalisch umsetzt, leitet er die Zuhörenden zum Nachdenken an.Beide Werke erfuhren ihre Uraufführung in der Region: «Limes» in Kirchstetten bei Neudorf, «Atra femina» in Staatz.
Dies zeigt, dass die Nähe des Kunstwerks zu den Menschen und ihrer Umgebung genau diese Menschen bereit macht, sich mit Neugeschaffenem auseinanderzusetzen und am Ende den Eindruck mitzunehmen, dass das Gehörte gerade sie etwas angeht.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2015