Löschblatt
Seine literarische Karriere begann E. A. Richter 1969 mit Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien. Von 1970 bis 1995 war er Redakteur der literarischen Zeitschrift Wespennest und verwirklichte unter dem Namen Richtex von 1986 bis 1997 als «Bildner & Realisator» Installationen mit Malerei, skulpturale Arbeiten, Foto-Installationen und Video-Projekte.2002 erschien der ungewöhnlich reichhaltige Gedichtband «Das leere Kuvert» in der Bibliothek der Provinz mit einem einfühlsamen Nachwort von Wendelin Schmidt-Dengler. Ernsthaft und kompetent befassten sich Helmut Gollner in «Literatur und Kritik» und Stefan Schmitzer im Literaturhaus Wien damit. Das Buch ist – für einen Lyrikband eher untypisch – streng durchkomponiert. Amphibisch ist die Mischung von Prosa- und Lyrikelementen, eine reizvolle und spannungsreiche Mesalliance, die für rasch wechselnde Tempi sorgt. Kein Gedicht schließt mit einem Kolon, obwohl die Zeichensetzung sonst durchgehend orthodox ist. So entsteht ein Kontinuum vor dem Leser, das ihn daran erinnert, dass dieses Werk Lebenswerk und Lebensbeichte zugleich darstellt. An die breit gehaltene Präambel, die den diffusen Schlaf-Wach-Zustand schildert, der offenbar das fruchtbarste Biotop des Autors darstellt, schließen Kindheitserinnerungen, die sich durch ganz besondere sprachliche Dichte auszeichnen und reich an nachvollziehbaren Aussagen sind. Gedichte wie «In jenen Tagen», «Hügel bei Asparn mit Schaf» oder das herrliche «Post mortem» beweisen, dass vereinzelte, aber gezielt gesetzte Lyrismen geformter Prosa einen unnachahmlichen Charme verleihen, so wie ein erfahrener Koch am sparsamen Würzen zu erkennen ist, ein Prinzip, das der Autor in «Geräusch» (dieses Geräusch, das keines sein wollte, / um so mehr eines war…) analog formuliert hat. Eine starke konstruktive Kammer ist zwischen den Gedichten «Weiden in T.», einem sehr weit in die Kindheit des Autors zurückreichenden Text, und dem gewichtigen Schlussgedicht «Verdünnung» zu erkennen. Schreibt er in «Weiden in T.»: «und manchmal unsere Flucht … fortgesogen vom Sausen in der Luft, der Hoffnung auf das ungeheuer Andere», so sagt er zu seinem alter ego in «Verdünnung»: «Spring nicht auf, breit/dich nicht aus, bleib hier/im Papier in deinem Schatten! Lösch dich nicht aus, lös dich ab, sei ganz dünn im Raum».