Erforschte Zwangsarbeit
Im Umgang mit Oral History ist die Gegenüberstellung erzählter Lebensgeschichte mit archivalischen Quellen, sowie die theoretisch-methodische Auseinandersetzung mit der untersuchten Thematik gefordert. Diesem Anspruch kommen die Autorinnen und der Autor in all ihren wissenschaftlichen Arbeiten und auch im vorliegenden Werk im hohen Ausmaß nach. Der Oral History-Anteil besteht aus ausführlichen Interpretationen biografisch-narrativer Interviews mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern und niederösterreichischen Landbewohnerinnen und Landbewohnern. Das auch bei der niederösterreichischen Bevölkerung oft noch tabuisierte Thema «Zwangsarbeit» wurde hier umfassend behandelt.
Ela Hornung, geboren 1959 in Bamberg/Deutschland, studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Wien. Seit 1983 ist sie im Forschungsbereich tätig, seit 1995 auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ludwig BoltzmannInstituts für Kriegsfolgenforschung in Wien. Der Fokus ihrer Forschungsarbeiten richtet sich auf Kriegs- und Nachkriegszeit in Österreich mit Schwerpunkt auf Oral History-Projekte. Niederösterreichische Geschichte dokumentiert sie in ihrer Forschungsarbeit «Dorfanimation. Regionalgeschichte im nördlichen Weinviertel» sowie als Projektleiterin zur vorliegenden Arbeit über «Zwangsarbeit in der Landwirtschaft in NÖ und dem nördlichen Burgenland» für die Historikerkommission. Für ihr Forschungsprojekt «Wehrkraftzersetzung» erhielt sie das Charlotte Bühler-Habilitationsstipendium des FWF 2002 bis 2004, das nun als Nachfolgeprojekt 2005 bis 2006 weiterläuft. Ela Hornung organisierte Ausstellungen und produzierte einschlägige Videos zum Thema sowie zahlreiche weitere Projekte und Publikationen, für die sie diverse Stipendien und Auszeichnungen erhielt.
Ernst Langthaler, geboren 1965 in St. Pölten, ehemaliger Hauptschullehrer und Lehrerfortbildner, studierte Geschichte in Wien und besuchte das Graduiertenkolleg «Historische Anthropologie» an der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) in Wien. Er setzte neue Akzente in der Agrargeschichtsforschung und auf dem Gebiet der Oral History. Die bäuerliche Gesellschaft im 20. Jahrhundert, Denk- und Gedächtnisorte, Erinnern und Vergessen, Zwangsarbeit in der Landwirtschaft sowie historisch-anthropologische Kulturforschung sind Themen seiner Forschungstätigkeit, die er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ludwig Boltzmann-Institut für Geschichte des ländlichen Raums und als Lektor an den Instituten für Zeitgeschichte und Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien sowie am Institut für Landschaftsplanung der Universität für Bodenkultur Wien betreibt. Er ist ARPAD-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und erhielt im Rahmen der «Kultur- und Wissenschaftspreise des Landes Niederösterreich 2004» einen Anerkennungspreis in der Sparte Wissenschaft für sein «Frankenfelser Buch». Ernst Langthaler ist Mitherausgeber des Jahrbuchs für Geschichte des ländlichen Raums und des Rural History-Newsletters. Sabine Schweitzer, geboren 1967 in Schlanders/Italien absolvierte das Studium der Geschichte in Wien und Florenz. Sie forschte auf dem Gebiet der Regionalgeschichte Niederösterreichs als Mitarbeiterin der Historikerkommission der Republik Österreich zum Thema «Zwangsarbeit in der Landwirtschaft in NÖ und dem nördlichen Burgenland». Weiters war sie Mitarbeiterin an der Ausstellung «Das neue Österreich. Die Ausstellung zum Staatsvertragsjubiläum 1955/2005» und ist als freie Wissenschaftlerin in Wien tätig. Ihre Forschungs schwerpunkte widmen sich den Themen Migration und Akkulturation, Minderheiten, Nationalismus, Erinnerungs- bzw Gedächtniskulturen, Frauen- und Geschlechtergeschichte, Wissenschaftstheorie, qualitative Methoden und europäische Geschichte (Schwerpunkt Südeuropa). Sie verfasste dazu einige Publikationen und hielt Vorträge.