Elisabeth Maria Weilenmann

Literatur
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Erhellende Multiperspektivität

In ihrem Hörspiel „Vom Grashalm im Sturm“ nähert sich die Autorin und Regisseurin Elisabeth Weilenmann der Frage an, wie man das unübersichtliche Thema des Klimawandels und dessen krisenhafte Folgen adressieren kann, ohne defätistisch, alarmistisch oder belehrend zu werden. Die um eine Ich-Erzählerin gebaute Auseinandersetzung vermag es, sich gleichzeitig mit den beunruhigenden Daten der Klimaforschung und den eigenen Schwierigkeiten, diese auf die eigene Lebensweise und -planung zu beziehen, zu befassen und diese Annäherung als einen nahbaren Prozess darzustellen, der die unterschiedlichsten Blickwinkel und Generationen zu integrieren versteht.

Aus den Stimmen von vertrauten Personen – des Vaters der Erzählerin sowie einiger Freundinnen – und prominenten Positionen des öffentlichen Diskurses entsteht ein Geflecht, das den eigenen Umgang mit den bedrohlichen Aussichten des Klimawandels nüchtern thematisiert. Dabei werden die Phasen der Resignation, der Wut, der Selbstablenkung wie auch die Notwendigkeit, sich willentlich etwas Optimismus zu erhalten, durchgespielt. Wie ein Essay kreist das Hörspiel um sein Thema, versammelt höchst unterschiedliche Aspekte und Einschätzungen, um diese in einer Schwebe zu halten, die zwar keine einfachen Antworten beinhalten kann, aber dennoch erheblich dazu beiträgt, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen – wie auch über die individuellen Möglichkeiten, sich zu dieser zu verhalten.

Auf eindringliche Art verdeutlicht das Hörspiel, dass es künftig jedenfalls unmöglich sein wird, der Frage des Klimawandels auszuweichen. Die hoffnungsvolle Perspektive, die in dieser Einsicht aufgedeckt wird, liegt in der Möglichkeit, eine verantwortungsvolle Lebensführung, einen bewussten Umgang auch mit sozialen Ressourcen, als ebenso erstrebenswerte wie erfüllende Antwort auf die Bedrohungen unserer globalen Gegenwart zu begreifen.

Matthias Schmidt

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2024