Engelbert Sonnleitner

Volkskultur und Kulturinitiativen
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Großer Einsatz als Lokalhistoriker

Bertl Sonnleitner wurde am 10. März 1938 in Ybbsitz geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule ging Bertl Sonnleitner nach Wien, wo er eine Lehre bei der Post zum Fernmeldemonteur begann. Mit dem Ablegen der Externistenmatura im Jahr 1964 und weiterer Prüfungen an der HTL Steyr vervollständigte Bertl Sonnleitner seine Ausbildung. 1966 übersiedelte er gemeinsam mit seiner Frau nach Waidhofen/Ybbs, wo er seine Tätigkeit im fernmeldetechnischen Dienst der Österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung begann und schließlich in Amstetten bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1995 fortsetzte. Mittlerweile kehrte er wieder in seine alte Heimatgemeinde Ybbsitz zurück.
Über die Verbundenheit zu seinem Geburtsort und die Bedeutung der Heimat für sein persönliches Leben setzte sich Bertl Sonnleitner erstmals nach dem Tod des Vaters (1978) ernsthaft auseinander. Sein Interesse an der Heimatgeschichte wuchs beständig und er begann seine Umgebung aufmerksamer durch den Spiegel der Kamera und mit den Augen des Forschers zu betrachten. Bei seinen Recherchen bemerkte Bertl Sonnleitner den Verfall alter Bausubstanzen, in Vergessenheit geratenes Brauchtum sowie das Schwinden alter Handwerksformen. Er begann zu fotografieren, über die Vergangenheit zu forschen und zu schreiben. Seine gesamte literarische Arbeit widmete der Autor, Heimatforscher und Lokalhistoriker seiner Heimatgemeinde Ybbsitz, dem Mostviertel und der Eisenwurzen und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Regionalgeschichte. Von seinen zahlreich erschienen Büchern seien hier exemplarisch «Das andere Mostviertel» (1999) – eine Mischung aus längst nicht mehr Alltäglichem, wie kirchlichen Festen, aber auch Skurrilem und Autobiografischem, «Herrenhäuser in der Eisenwurzen» (2002) – eine sehr persönliche Beschreibung über zwölf Hammerherren-Häuser oder «Ferrum Ybbsitz – eine Symphonie in Eisen» genannt. Bertl Sonnleitner schuf keine streng wissenschaftlichen Werke, vielmehr zeichnete er durch individuelle Gespräche mit Einheimischen, schönen Schwarz-Weiß-Fotografien und persönlichen Erlebnissen in seinen Büchern ein lebendiges Bild einer alten österreichischen Kulturlandschaft.
Neben seiner regen Publikationstätigkeit gestaltete Bertl Sonnleitner auch Ausstellungen wie z. B. «500 Jahre Ybbsitz» (1980), «Josef Anselm Weißenhofer; Anlässlich dessen 100. Geburtstags» (1983) oder «Die Ybbsitzer Schmiedemeile» (1996–2005).
Für den Erhalt der kulturellen Eigenart des ländlichen Raums engagierte sich Bertl Sonnleitner in der 1984 gegründeten NÖ Dorferneuerung. Durch die Entwicklung von Eigenverantwortung soll eine weitgehende Selbstständigkeit und ein entsprechendes Orts- und Regionsbewusstsein entstehen. Sein persönlicher Einsatz für die Entfaltung der Region Eisenstraße zeigte sich deutlich, als er 1990 die Position des Sprechers des Proponentenkomitees zur Gründung des Vereins «Niederösterreichische Eisenstraße» einnahm. Der Verein setzte sich die Sicherung montanhistorischer Zeugnisse der Region zum Ziel, um sie zugänglich zu machen und dadurch wirtschaftlich nutzbar zu machen. Durch die kultur-touristische Nutzung sollten regionale Kultur und Geschichte wieder zu einem ökonomischen und Identität stiftenden Faktor werden. Heute vereint das Netzwerk der Österreichischen Eisenstraße 76 Gemeinden, die über Landesgrenzen hinweg zusammenarbeiten. Darüber hinaus gilt Bertl Sonnleitner als Mitinitiator des Projekts «Dokumentation Eisenstraße», für das die Eisenstraße im Rahmen der Kultur- und Wissenschaftspreise des Landes Niederösterreich 2005 mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet wurde. Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Eisenstraße (Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark) unterstützt Bertl Sonnleitner das Bemühen, die Region der Österreichischen Eisenstraße durch die UNESCO als Weltkulturerbe anzuerkennen.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2006