Ein vorbildhaftes Beispiel für urbane Freizeitarchitektur
Erich Bernhard schuf mit dem St. Pöltner Cinema Paradiso – benannt nach Giuseppe Tornatores filmischer Ode an das Kino – eine aktuelle architektonische Neuinterpretation des Kinos als Erlebnisort und Hort der Emotionen. Untergebracht in den Räumlichkeiten des ehemaligen C2-Kinos am Rathausplatz gelang mit einer sorgfältigen konzeptuellen und räumlichen Ausformulierung eine wesentliche Bereicherung für das Stadtzentrum.
Die vielseitige Raumkonfiguration ermöglicht neben der Funktion als Programmkino weitere Nutzungen und macht das mit einem Gastronomiebetrieb gekoppelte Kino zu einem variantenreich zu bespielenden Veranstaltungsort. Durch die Öffnung zum Platz hin und eine barrierefreie Wegführung nach innen gelingt eine gute Integration in den öffentlichen Raum sowie eine belebende Ausstrahlung auf denselben. Raumfluss und Kontinuität sind das gestalterische Leitmotiv. Der Zugang erfolgt entweder über das vom Platz einsehbare Café, dessen zum Öffnen geeignete Glasfront den Austausch zwischen innen und außen fördert, oder die rechts davon liegende Passage. Farbe und Lichtführung unterstützen die Sogwirkung nach innen. Ein nach hinten sukzessive dunkler werdender honiggelber Ton sorgt für eine warme, unaufdringliche Oberfläche. Der im Zentrum der langen Raumflucht gelegene kleinere Kinosaal kann mittels Schiebewänden zum Foyer hin geöffnet werden und steht somit nicht nur als klassischer Filmvorführsaal, sondern auch als Kleinkunstbühne zur Verfügung. Spannungsreiche Raumfolgen und eine offensichtlich gut akkordierte Abstimmung von inhaltlichem und architektonischem Konzept verleihen dem Kino eine spezifische Identität: Ein vorbildhaftes Beispiel für urbane Freizeitarchitektur, die ohne aufdringliche Inszenierung auskommt.