Alle Wege führen nach Horn
Erich Rabl, 1948 in Sieghartskirchen (Bezirk Tulln) geboren, absolvierte das Gymnasium in Horn, wo er nach Lehramts- und Doktoratsstudium an der Universität Wien seit 1976 Geschichte und Sozialkunde sowie Geografie und Wirtschaftskunde unterrichtet. Früh begann er, sich mit Kompetenz und Zielstrebigkeit im Kultur- und Wissenschaftsleben Horns und des Waldviertels zu engagieren. Seit 1983 ist er Ausschussmitglied des Horner Museumsvereins und Leiter des Horner Stadtarchivs. Von 1983 bis 1991 war er stellvertretender Leiter und von 1991 bis 2001 Leiter des Höbarth- und des Madermuseums der Stadt Horn. 1998 verlieh ihm der Gemeinderat den Titel Direktor der Städtischen Museen und Sammlungen. Unter Rabls Leitung brach für die Horner Museen eine neue Epoche an. Erwähnt seien die zahlreichen von ihm und seinem Team geplanten und vorbereiteten, durch die Herausgabe gehaltvoller wissenschaftlicher Kataloge begleiteten Sonderausstellungen. Große überregionale Resonanz erreichten insbesondere einige der von Gustav Reingrabner wissenschaftlich geleiteten Ausstellungen: «Zwischen Herren und Ackersleuten. Bürgerliches Leben im Waldviertel 1500–1700» (1990), «Der Schwed’ ist im Land! Das Ende des 30-jährigen Krieges in Niederösterreich» (1995), «Als man um die Religion stritt … Reformation und katholische Erneuerung im Waldviertel 1500–1660» (2000) sowie «Adelige Macht und Religionsfreiheit – 1608 –Der Horner Bund» (2008 und 2009). Erich Rabl erweiterte seine Aktivitäten rasch von der Horner auf eine das ganze Waldviertel umfassende Ebene. 1985 wurde er als Nachfolger von Walter Pongratz zum Präsidenten des Waldviertler Heimatbunds (WHB) gewählt. Seither leitet er die Geschicke dieses wohl aktivsten regionalkundlichen Vereins des Landes Niederösterreich, der unter seiner Ägide eine neue Blütezeit erlebt. Mit Jahresende 1987 übernahm er von Walter Pongratz auch die Schriftleitung der Zeitschrift «Das Waldviertel», die seither von einem Redaktionsteam betreut wird. Er war von 1988 bis 2007 Herausgeber und Schriftleiter der «Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde des Waldviertels und der Wachau» und brachte in dieser Zeit pünktlich alle drei Monate insgesamt 79 Hefte mit einem Gesamtumfang von knapp 8700 Seiten heraus. Das einzige nicht von ihm redigierte Heft der Zeitschrift im genannten Zeitraum war das ihm zum 50. Geburtstag gewidmete Heft 2 des Jahrgangs 1998. Von 1986 bis 1994 gab Erich Rabl überdies die Schriftenreihe des WHB heraus. Seiner Initiative ist auch die Schaffung der «Waldviertel-Bibliothek im Höbarthmuseum» zu verdanken, einer der wichtigsten wissenschaftlichen Regionalbibliotheken Niederösterreichs, deren Bestände sich aus der ehemaligen Privatbibliothek von Walter Pongratz, der Vereinsbibliothek des WHB und der Bibliothek des Horner Museumsvereins zusammensetzen. Der erfahrene Museums- und Ausstellungsfachmann Erich Rabl arbeitete auch an mehreren niederösterreichischen Landesausstellungen mit, zuletzt an der bilateralen Landesausstellung 2009 »Österreich. Tschechien. geteilt – getrennt – vereint», deren wohl gewichtigster Teil jener im Kunsthaus Horn ist. Nicht zuletzt ist Erich Rabl auch ein sehr produktiver Historiker, der bisher rund 200 Schriften – in erster Linie, aber keineswegs ausschließlich zu Themen der Horner Stadtgeschichte – publizierte. Er ist ein sanfter, aber beharrlicher Aufklärer und schreibt eine klare, gut lesbare Fachprosa. 2007 wurden seine Verdienste vom Land Niederösterreich durch die Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes gewürdigt. Erich Rabl zeichnet sich durch methodisch geleitete Neugier und große Weltoffenheit aus. Von entscheidender Bedeutung für sein enorm vielseitiges und fruchtbares Wirken in der Erwachsenenbildung und der Museumsarbeit in Horn, im Waldviertel und in Niederösterreich sind aber wohl seine unübertreffliche Beharrlichkeit, Sorgfalt und Zuverlässigkeit in allem, was er unternimmt. Ob als Lehrer, als Museumsleiter, als Ausstellungsgestalter, als Vereinsobmann, als Schriftleiter und Herausgeber, als Organisator von Symposien, als Vortragender oder als höchst produktiver Historiker: Stets war und ist Erich Rabl bemüht, ein kritisches, durch keine ideologischen oder provinziellen Scheuklappen eingeschränktes regionales Geschichtsbewusstsein zu vermitteln