Mit geringen Mitteln
Erich Steininger ist Graphiker. Diese banale Feststellung ist keineswegs als qualitative Einschränkung seines Werkes zu verstehen. Ist es doch vielmehr so, daß in den Zeichnungen und druckgraphischen Arbeiten des Künstlers Inhalt und Form äußerst stringent zur Bildwirkung geführt werden. Dieser strenge Purismus verlangt eine persönliche Sicherheit im künstlerischen Schaffensprozeß. Die Reduktion der Bildmittel erlaubt kein Kaschieren von Schwächen. Eng neben der Totalität des Erfolges steht jene des Mißerfolges. Alles ist offenbar. Steininger arbeitet mit geringen Mitteln, seine Kunst ist daher von einer großen Ursprünglichkeit. Erich Steininger, 1939 in Ober-Rabenthan geboren, studierte 1963-1970 an der Akademie bei Professor Max Melcher. Die Herkunft und das Studium haben sein Werk geprägt. Sein Formenrepertoire und seine künstlerische Substanz sind nicht unwesentlich von Waldviertier Eindrücken bestimmt, Max Melcher hat ihm die technischen Voraussetzungen vermittelt. Im Kontrast zwischen weißer Fläche und schwarzer Linie prallen die oft schroffen Formen hart aufeinander, dichte Strichlagen erzeugen eine spannungsvolle Struktur, die aber nicht die Bildklarheit zerstört. Die Spontaneität seiner Zeichnungen versteht Steininger virtuos auch im Holzschnitt zu bewahren. Inhaltlich sind die Landschaft und der Mensch die Hauptthemen des Künstlers. Immer wieder thematisiert er die wechselseitige Bedingtheit, ohne dabei vordergründig narrativ zu werden. Zeichnung, Holzschnitt und Radierung sind die adäquaten Medien für Steiningers inhaltliche Anliegen. Da wird kein Schritt in die Richtung einer beschönigenden Asthetik getan. Im Gegenteil: Durch Überzeichnung erhalten die Blätter eine quälende Intensität. Verletzte Menschen auf verletzten Bildflächen. Karge Landschaften ohne Sonnenuntergang. Kompromißlos wahr, expressiv wirklich. Ein ehrliches Werk ohne spekulative Seitenblikke auf das gerade Aktuelle. Erich Steininger ist ein würdiger Kulturpreisträger.