Architekt und Autor
Der Architekt Ernst Beneder wurde vor fünf Jahrzehnten in Waidhofen an der Ybbs geboren, wo er erfolgreich alle Schulen durchlief, um danach an der Technischen Universität in Wien Architektur zu studieren. Es mag aber sein, dass die Statutarstadt Waidhofen mit ihrer hochinteressanten Stadtstrukur und den zahlreichen ansprechenden Bauwerken zur Erfahrungs- und Erkenntnisquelle wurde, dass Ernst Beneder Architektur und Städtebau gleichsam von Kindesbeinen an studieren konnte – am einmaligen Beispiel der Heimatstadt. Das selbe gilt für die Topografie in Gestalt der voralpinen Landschaft Niederösterreichs. Er betont diese Wurzeln immer und ist mit seinen Arbeiten ebendort präsent. Aber er war auch weit weg. Prägend war ein Postgraduate-Studium in Japan, bei Kazuo Shinohara am Tokyo Institute of Technology. Studienreisen in Japan und China weiteten seinen Horizont. Weitere längere Aufenthalte in Japan, den USA und Deutschland folgten. Mit 32 Jahren verfügte er über die Befugnis als Ziviltechniker und arbeitete als freischaffen- der Architekt. Für die wachsende Zahl seiner Bauwerke erhielt er immer wieder Preise, nicht zuletzt in Niederösterreich. Sein kompetentes Urteil wird in Jurys und Gestaltungsbeiräten geschätzt, und als Gastprofessor an der University of Illinois, der TU Wien und der École d’architecture de Versailles vermittelt er die intellektuelle Präzi sion seiner Gedankenwelt im Interesse der Studierenden. Doch trotz aller Weltläufigkeit ist Ernst Beneder die Förderung der Architekturkultur gerade auch in Niederösterreich ein wichtiges Anliegen. Er gehörte zum Kern der Gründer von «ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich», war von 1999 bis 2001 dessen Vor sitzender und realisierte in diesen Jahren die unvergessene Ausstellung über Kazuo Shinohara in der Minoritenkirche in Krems-Stein. Bereits sein erstes Bauwerk, der Turmausbau in Waidhofen, fand breite Aufmerksamkeit und büßte bis heute nichts von seiner wegweisenden Qualität und Beispielhaftigkeit für das (Weiter-)Bauen im denkmalgeschützten Kontext ein. Es folgten einige Einfamilienhäuser, die sein feinfühliges topografisches Gespür belegen, kometenhaft überstrahlt vom «Haus Huf», dem radikal über einem Teich bei Blindenmarkt kragenden Konzentrat seiner Architektur. Zeitgleich begann seine Arbeit am «Stadtprojekt Waidhofen an der Ybbs», das ihn über zehn Jahre beschäftigte und in dessen Verlauf das Rathaus zum «Offenen Rathaus» entwickelt und um- und ausgebaut wurde, das Heimatmuseum als öffentlicher Binnenraum auf dem Stadtplatz entstand und der öffentl iche Raum der beiden die Stadtstruktur prä genden Plätze genial erneuert und präzisiert wurde. Gleichsam nebenher wurde der Uferweg entlang der Ybbs verwirklicht. Diese umfangreichen Forschungs- und städtebaulichen Gestaltungsarbeiten wurden 2001 mit dem renommierten Otto-Wagner-Städtebaupreis ausgezeichnet. Weitere herausragende Werke sind das «Haus Graf II» in Wieselburg, die Osterkapelle im Stift Herzogenburg und die Pfarrkirche in Gallsbach, die beiden Letztgenannten entstanden in Zusammenarbeit mit Anja Fischer. Zahlreiche Wettbewerbsteilnahmen und Studien belegen die Vitalität des gemeinsamen Ateliers.Ernst Beneder ist ein sprachmächtiger Architekt, der seine Gedanken in Wort und Schrift klar zu vermitteln versteht. Was er über seinen wichtigsten Lehrer schreibt, gilt ihm ebenso als Maxime: «Die Architektur Kazuo Shinoharas ermutigt auch in hiesigen Regionen, eine am Ort be gründete Identität in Freiheit von Vorurteil und Bild, also in der Autonomie der architektonischen Disziplin, zu finden. Raum und Ort begründen sich ständig neu in der Überwindung dessen, was sie herausgefordert und hervorgebracht hat. Und in der spontanen Zugänglichkeit zu Fremdem ebenso wie in der ‹Selbstverständlichkeit› der Ausdrucksweise.»