Vollblutmusikant
Wenn von Volksmusik in Niederösterreich die Rede ist, dann fällt sehr bald ein Name: Ernst Spirk. Ob als Musiker und Musikant, Komponist und Arrangeur, Volksmusikehrer, Gründer zahlreicher Volksmusikensembles oder als Musikinstrumentenbauer, all diese Kompetenzen stehen auf seiner Visitenkarte. Darüber hinaus schätzt man ihn als Kenner und ausgewiesenen Experten für die österreichische Volksmusik, ob es sich nun um das Repertoire, die Besetzungsmöglichkeiten oder die Art und Weise der Interpretation handelt. Ein Leben mit Musik, für die Musik und voll von Musik, so lässt sich der bisherige Lebensweg von Ernst Spirk kurz und bündig zusammenfassen. Seine vielen Initiativen und Aktivitäten haben wesentlich dazu beigetragen, dass Volksmusik in Niederösterreich für Qualität und Relevanz steht. Ernst Spirk wurde am 10. Dezember 1954 in Wien geboren. Aufgewachsen ist er in Laxenburg, wo er auch heute noch wohnt und arbeitet. Bereits seine Eltern Hilde und Erich vermittelten ihm Zugänge in die Welt der traditionellen Lieder, Weisen und Tänze. So erlernte er im Zuge einer bayrischen Singwoche das Spiel mit dem diatonischen Hackbrett. Mit diesem Instrument musizierte er sodann in der Musikgruppe von Hans Priegl (1904–1986), einem für die Wiener Volkstanzpflege wichtigen Harmonikaspieler. Priegl war es dann auch, der Ernst Spirk für die Steirische Harmonika begeistern konnte. Von Beruf Orgelbaumeister, beherrscht Ernst Spirk mit besonderer Hingabe und Innovationsfreude auch die Erzeugung traditioneller Volksmusikinstrumente wie Harmonikas der verschiedensten Bauart, von diatonisch ebenso wie chromatisch gestimmten Hackbrettern, Drehleiern oder Idiophonen wie der Teufelsgeige. Als Multiinstrumentalist beherrscht er zudem zahlreiche Musikinstrumente, darunter neben den aus seiner eigenen Werkstatt stammenden Instrumenten, also der Steirischen Harmonika, dem Hackbrett oder dem Zymbal, den Kontrabass, die Bratsche und die Tuba.Viele Jahre schon ist Ernst Spirk als Volksmusik-Vermittler sowohl im Musikschulwesen als auch bei Seminaren und Musikantenwochen tätig. Dazu kommen seine Leistungen als Verfasser vieler Notenhefte oder als Produzent zahlreicher Tonträger. Als wesentliche Vorbedingung für das musikalische und publizistische Wirken ist jedenfalls auch seine Forschungstätigkeit zu betonen: In zahlreichen Feldforschungen konnte Ernst Spirk eine Reihe namhafter Gewährsleute kennenlernen sowie deren Musizierpraxis beobachten und dokumentieren. Alte Musikstücke auszugraben und diese im aktuellen Musikgeschehen wieder zum Klingen zu bringen gehört zu den deutlich spürbaren Erfolgen im Schaffen von Ernst Spirk. Sein Credo lautet, Volksmusik ungekünstelt, stilsicher und situationsgerecht zu interpretieren sowie dabei auch den ihr naheliegenden Funktionen zu entsprechen, denn: Je nach Anlass und Gelegenheit dient Volksmusik dem Gemüt, dem Tanz, einem Brauch, einer Feiergestaltung oder schlicht und einfach der Unterhaltung. Alles in allem ist es daher kein Wunder, dass Ernst Spirk viele Menschen als Freunde und Wegbegleiter gewinnen konnte. Bereits in den frühen 1970er-Jahren leistete er so etwas wie volksmusikalische Pionierarbeit, denn damals schien es, als würde es für die alte, überlieferte Volksmusik weder Interesse noch Nachwuchs geben. In dieser Zeit bildete Ernst Spirk mit den Schwestern Elisabeth und Eva Pillgrab aus Waidhofen an der Ybbs ein Volksmusiktrio in der Besetzung Harmonika, Hackbrett und Kontrabass.In den Folgejahren gelang es Ernst Spirk immer wieder, zusätzlich zu seinem Wirken als Harmonika-Solist auch Ensembles mit Vorbildwirkung zu gründen. Zu diesen für eine lebendige Volksmusikszene so wichtigen Gruppen gehören beispielsweise die Laxenburger Spielmusik, das Rot-Gold-Trio, die Laxenburger Teufelsgeiger, das Duo Anderl-Spirk, die Laxenburger Geigenmusik, die Kirtagmusi Laxenburg, die Pfefferkörndlmusi, die LaxBlech, das Spirk Trio oder die Zahoracka Banda. Durch seine umfangreiche Arbeit im Bereich der Volkskultur, vor allem aber mitseinen zahlreichen Kompositionen hat sich Ernst Spirk wohl schon zu Lebzeiten zumindest kleine Denkmäler geschaffen. Mögen seine Werke daher in seinem Sinn noch lange klingen und lebendig bleiben: der Jahrmarktwalzer, die Werkstattpolka, der Schmeichelkätzchenländler, der Wechselstrom-Zwiefache, der Schlawinermarsch, die Blitzzug-Polka … und der Ernstl- Boarische.