(Nach)Denken überwindet Grenzen und baut Brücken
«Die WALDVIERTEL AKADEMIE versteht sich als kleiner Beitrag dazu, aus dem Waldviertel eine ‹Provinz des Menschen› (E. Canetti) zu machen, welche die Menschen nicht mit billigen Hoffnungen abspeist», heißt es im Gründungsmanifest der WALDVIERTEL AKADEMIE im Jahr 1984, und seit damals ist auch Ernst Wurz deren Vorsitzender. Bis heute ist es Wurz ein stetes Anliegen, Barrieren im Kopf von Menschen abzubauen. Das Ziel dieser Bildungs- und Wissensplattform: historische und tagespolitisch aktuelle Themen unter maßgeblicher Bürgerbeteiligung zu behandeln und den sonst Sprachlosen und vielen Ungefragten der Gesellschaft die Chance zu geben, ihre Bedürfnisse zu artikulieren und ihre Vorstellungen und Ideen einzubringen. Ernst Wurz, Jahrgang 1957, ist geboren in Gmünd. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien, an der er auch zwei Jahre Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft war und sich erste Berufserfahrung als Vertragsassistent am Institut für Arbeitsrecht aneignen konnte. Nach der Promotion ging er in den Bankenbereich, wurde Personalchef der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. Doch nach zwei Jahrzehnten Arbeit und Leben in Wien zog es ihn wieder ins Waldviertel. Wurz ist heute Personalchef des Industrieunternehmens Pollmann in Karlstein an der Thaya. Mit seiner Familie lebt er in Hirschbach bei Gmünd. Bereits in den ersten Monaten nach der Gründung traten bei Veranstaltungen prominente Denker wie Leopold Kohr und Robert Jungk auf. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Akademie immer mehr zu einem Zentrum des philosophischen und kulturtheoretischen Diskurses, sie wurde aber auch zu einem Initiator und Vorbild vieler weiterer Aktivitäten in der Regionalpolitik, in der Raumordnung, Ökologie, Wirtschaft, Architektur, in der Kunst, Kultur, Gesundheit, im Leben und im Sport. Als «Wanderakademie» konzipiert, ging dieser Grundgedanke auch 1991 durch die Gründung eines Kultur- und Bürgerbüros in Waidhofen an der Thaya bis heute nicht verloren. Die WALDVIERTEL AKADEMIE geht zu den Menschen in die Städte und Dörfer: Bis dato wurden in 60 österreichischen und 20 tschechischen Orten bei unzähligen Veranstaltungen, Symposien, Ausstellungen, Kulturstammtischen, Buchpräsentationen etc. mehr als 140.000 Interessierte gezählt. Bei den internationalen Sommergesprächen, einem viertägigen Diskussionsforum in Weitra, das von vielen als das «Alpbach im Norden» bezeichnet wird, waren insgesamt mehr als 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Politikerinnen und Politiker sowie Künstlerinnen und Künstler als Referierende zu Gast.Die Namen jener, die bei Veranstaltungen inhaltliche Beiträge geleistet haben, lesen sich wie das «Who’s who» der mitteleuropäischen Geisteswelt: Rudolf Burger und Peter Sloterdijk, Carl Djerassi und Markus Hengstschläger, Renée Schroeder und Rudolf Taschner, Michäl Haneke und Ulrich Seidl, Robert Menasse, Leopold Rosenmayr und Bernd Marin, Karl Schwarzenberg und Ján Carnogursky´ sowie Persönlichkeiten wie Franz Fischler und Brigitte Ederer, Lotte Tobisch und Matthias Horx, Robert Palfrader, Mirna Jukic und Thomas Geierspichler. Zahlreiche Ausstellungen, Bücher und CDs dokumentieren die Aktivitäten der WALDVIERTEL AKADEMIE. Als 1989, fünf Jahre nach Gründung der Akademie, der «Eiserne Vorhang» fiel, wurde die Gelegenheit genützt, das zivilgesellschaftliche Engagement auch gemeinsam mit Organisationen im Nachbarland Tschechien auszuüben. Es wurden u.a. die Österreichisch-Tschechischen Historikertage initiiert, 2009 richtete die Akademie das wissenschaftliche Begleitprogramm zur Landesausstellung aus. 2012 wurde erstmals ein Preis für Verdienste im und um das Waldviertel bzw. für den Einsatz für die österreichischtschechische Nachbarschaft vergeben. Preisträgerin bzw. Preisträger waren bisher Barbara Coudenhove-Kalergi, Pavel Kohout und Harald Gugenberger. Die WALDVIERTEL AKADEMIE und ihre Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer, Sympathisantinnen und Sympathisanten arbeiten seit 1984 für die Menschen in dieser Region. Es ist ein grenzenloses Engagement, im wahrsten Sinn des Wortes. Initiativen, die solche nachhaltigen Impulse auslösen, können nur bestehen, wenn es Menschen wie Ernst Wurz gibt.