Eva Rubin

Architektur
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Wenn eine Nebensache zur Hauptsache wird

Selten eine Augenweide, prägen Hochwasserschutzanlagen zunehmend das Erscheinungsbild ganzer Landstriche. In Sarling-Säusenstein ist es Eva Rubin und Florian Anzenberger gelungen, einen Teil der Verbauten nicht nur als Abgrenzung, sondern auch als mehrfach nutzbaren Zugang zum Fluss zu interpretieren. Aus einer Notwendigkeit – der Uferverbauung einerseits und Stauraum sowie Rangierflächen für den Wasserdienst der lokalen Feuerwehr andererseits – entstand ein differenziertes Raumangebot: eine Aussichtsplattform auf die Donau, Sitzstufen zum Flussraum und ein kleiner Hafen.

Bekrönt wird die Anlage von einem Hallenbau, der intelligentes Weiterbauen ebenso meisterlich umsetzt wie ein schlüssiges konstruktives Konzept. Dieses wurde nicht nur materialgerecht ausgeführt, sondern führte auch zu einer optisch ansprechenden Lösung. Das bestehende Zillenlager der Freiwilligen Feuerwehr Sarling wurde in annähernd gleichem Querschnitt verlängert. Zwischen alter und neuer Halle entstand ein 14 Meter langer überdachter Außenbereich, der nicht nur als witterungsgeschützter Rangier- und Verladerbereich dient, sondern auch dem gegenüberliegenden Gasthaus weiterhin den Blick auf die Donau erlaubt.

Die stützenlose Überspannung dieses Zwischenraums wird durch eine Fachwerkkonstruktion aus Holz und Stahl ermöglicht, die unsentimental, aber gestalterisch wie technisch effizient die Vorteile beider Baustoffe kombiniert. In der neuen Halle setzt sich das Konstruktionsprinzip des alten Baus fort. Gemeinsam mit dem durchgängigen, schlichten Satteldach und der durchlaufenden Fassade aus vorvergrauten Lärchenbrettern entsteht eine neue Einheit. Mehr noch: Der zuvor eher beliebige Bestand erfährt durch diese einfachen, klaren Maßnahmen eine spürbare Aufwertung.

Bauten wie diese Halle belegen eindrucksvoll, dass es Sinn macht, auch sogenannten Nebenräumen Aufmerksamkeit zu schenken. Sie bilden das „Futter“ einer alltäglichen Baukultur, die ihren Besitzer*innen sowohl funktionalen als auch – auf unaufdringliche Weise – repräsentativen Nutzen bietet und der Allgemeinheit die Freude an gut gestalteten Räumen schenkt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2022