Ferdinand Altmann

Volkskultur und Kulturinitiativen
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Ein Wanderer zwischen den Welten

„Ich bin in Pension gegangen, damit ich endlich das machen kann, was ich will.“ Das sagt einer der immer noch umtriebigsten Kulturaktivisten des Weinviertels. Einer, der sich als junger Mann dafür entschieden hat, den bereits erfolgreich eingeschlagenen Weg als Werbegrafiker zu verlassen, um das ungleich härtere Pflaster von Kunst und Kultur zu betreten. Bis heute ist Ferdinand Altmann permanent unterwegs in Sachen Kultur – von wegen Pension!
Und so begann es: Geboren an einem Freitag dem 13. (August) und aufgewachsen im südlichen Weinviertel, absolvierte er eine Ausbildung zum Grafiker in Wien und lebte einige Zeit in Baden. In den frühen 1970er-Jahren kehrte er ins Weinviertel zurück. Die fotografische Beschäftigung mit der Landschaft seiner Kindheit war der Auslöser für diese Rückkehr, ebenso wie für eine intensive künstlerische Auseinandersetzung mit der Region in all ihren Facetten und Ausprägungen, die bis heute unvermindert andauert. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten war er bei zahlreichen Initiativen und Organisationen aktiv, wie etwa dem Kulturbund Weinviertel, den Kulturnachrichten aus dem Weinviertel und vielen anderen. Auch bei der Entwicklung der Viertelfestivals Niederösterreichs war er mit dabei. Ein sensibler Beobachter und Vordenker, kaum je in der ersten Reihe, aber stets inhaltlich wesentlich mit bestimmend. Sein heutiges Selbstbild ist das des Kunstvermittlers, der auch selber künstlerisch aktiv ist. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Fotografie, darüber hinaus war und ist er aber auch in zahlreichen anderen Feldern aktiv: als Autor, Grafiker, Historiker, Herausgeber, Ausstellungsmacher, Museumspädagoge. Dabei fühlt er sich in der Tradition ebenso zu Hause wie in der Moderne, ohne falsche Berührungsängste, geleitet von einem ausgeprägten Gefühl für das Echte. Gerade weil er sich nicht auf eine einzelne Kunstsparte spezialisiert hat, besticht seine Gesamtleistung als herausragender Beitrag zur Entwicklung des Weinviertels. Er gehört zu der selten gewordenen Spezies des umfassend gebildeten und interessierten Kenners, der leidenschaftlich für seine Überzeugungen einsteht. Die Liebe zum kulturellen Erbe ist ihm dabei ebenso zu eigen wie ein scharfer analytischer Blick auf die zeitgenössische Kunstproduktion. Man könnte ihn einen Artenschützer des Wertvollen nennen. Die Begegnung mit ihm ist oft überraschend. Widerborstig, unangepasst und politisch höchst unkorrekt, ist er stets bereit das nicht erwartete zu sagen und zu tun – äußeres Zeichen seines elementaren Bedürfnisses nach Wahrheit, wohl wissend, wie sehr sich dieser Begriff jedem Versuch der Verallgemeinerung entzieht. Und etwas ist höchst merkwürdig in der Begegnung mit Ferdinand Altmann: Es ist oft wie ein Zusammentreffen mit dem Wissen von Generationen. Die Frage nach seinen zukünftigen Vorhaben beantwortet er wie folgt: „Die große Aufgabe die vor uns liegt ist die Erhaltung der vielfältigen Kultur des Weinviertels unter stetiger Bedachtnahme auf unsere natürlichen Nachbarn in Südmähren und in der Slowakei. Die Zerstörung durch Autobahnen, Windräder und andere „Infrastrukturmaßnahmen“ ist schon schlimm genug. Die Landschaft braucht Ruhe.“
Zuletzt seien einige persönliche Worte gestattet. Ich habe viel von ihm gelernt. Vor allem den Zugang zur Bildenden Kunst und einen, wie ich hoffe, nicht allzu sehr von Vorurteilen verstellten Blick auf die tradierte Kultur – dorthin, wo wir alle unsere Wurzeln haben. Und während vieler gemeinsamer Autofahrten, zumeist in Sachen Viertelfestival unterwegs, habe ich eine Menge über die Kunst des Fotografierens erfahren. Danke, Ferdinand.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2007