Ferdinand Schmatz

Literatur
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Die Macht des Worts

Dass es die Lyrik schwer habe in der großen Welt der Literatur, hört man immer wieder. Das mag schon seine Richtigkeit haben, aber dass man damit durchaus auch reüssieren kann, dafür ist der niederösterreichische Autor Ferdinand Schmatz das beste Beispiel! Der 1953 in Korneuburg geborene und in Wien und im Burgenland lebende Autor, der auf eine beeindruckende Publikationsliste zurückblicken kann, wurde in den letzten zehn Jahren mit den renommiertesten Lyrikpreisen ausgezeichnet – er erhielt den Christine-Lavant-Preis (1999), den Georg-Trakl-Preis (2004), den H.-C.-Artmann-Preis (2006) und zuletzt, 2009, den Ernst-Jandl-Preis. 1994 veröffentlichte Ferdinand Schmatz, der 2002 auch mit dem Anton-Wildgans-Preis ausgezeichnet wurde, im Sonderzahl Verlag den Band «SPRACHE MACHT GEWALT. Stich-Wörter zu einem Fragment des Gemeinen». Zu seinen bekanntesten Lyrikbänden zählen «dschungel allfach» (1996), «das grosse babel,n» (1999) und «Tokyo, Echo oder wir bauen den Schacht zu Babel, weiter» (2004), alle drei im Haymon-Verlag, Innsbruck, erschienen. «Erneut spannt Ferdinand Schmatz den Bogen von dichterischer Innenwelt zu sinnlich wahrnehmbarer Außenwelt: Im dreiteiligen ‹echo› seiner eigenen Dichtung bereist Schmatz die realen Räume zweier Städte und den imaginären Raum der Sprache, deren Zentrum das Gedicht bildet …», heißt es im Klappentext zu seinem jüngsten Lyrikband «Tokyo, Echo». «er leert im / an zug / seinen kopf / ohne zopf wirbel / dreht er sich, / schwarz, / am stand vor – / dem land, strich / wirft das auge im mund / geknickt sein lid / ins haar», heißt es da im Gedicht «tokyo, echo tag (mann, foto, raum)» oder «koträppchen, / bist du /rot oder schwer schwarz, / pferd oder haufen, / ist dein schimmern schummel, / trug oder krug, / …» zu Beginn des Gedichts «im wald (echo: H. C. Artmann)». «Ferdinand Schmatz verdichtet auf seinen Reisen gemachte Momentaufnahmen zu flimmernden sprachlichen Kunstwerken», schreibt Carsten Schwedes im «titel-magazin» 32/2004 über «Tokyo, Echo», während Cornelia Jentzsch in der «Frankfurter Rundschau» vom 3. November 2004 das Buch wie folgt rezipiert: «Ferdinand Schmatz, in den Fußstapfen der Wiener Gruppe sich bewegend, begreift Sprache als Machtinstrument, dem man mit dem Skalpell zu Leibe rücken muss.» 2007 überschreitet der promovierte Doktor der Germanistik, Geschichte und Philosophie wie schon 2001 mit seinem Roman «Portierisch» das Genre Lyrik abermals und legt mit dem ebenfalls im Haymon-Verlag erschienenen Werk «Durchleuchtung. Ein wilder Roman aus Danja und Franz» einen Titel vor, der eindrücklich beweist, dass er auch in der Prosa ein Meister der präzisen Sprache ist.Dieser jüngste Roman, der die poetische Reise in die fragile Innenwelt einer Künstlerseele beschreibt, beeindruckte und verwirrte die Literaturkritik gleichermaßen. Vom philosophischen Roman, Liebesroman und Entwicklungsroman (Paul Jandl, «Neue Zürcher Zeitung») war ebenso zu lesen wie von einem faszinierenden Künstlerroman mit Elementen eines Schlüssel-, Anspielungs- und Bildungsromans (Jörg Drews, «Süddeutsche Zeitung»). «Fürs Lesen heißt das», so Jörg Drews in seiner Rezension, «dass man das Lesetempo ein bisschen reduzieren muss; ‹sich reinziehen› ist hier nicht möglich.» «Sich reinziehen» ist bei Ferdinand Schmatz generell nicht möglich. Im Gegenteil, seine Literatur muss langsam und genüsslich verzehrt werden! Achtung: (Zu) schnell Lesende laufen Gefahr, sich daran zu verschlucken!Die Vielseitigkeit in der Literatur, und das auf höchstem Niveau, die beeindruckende Publikationsliste und nicht zuletzt das hohe Maß an fachlicher Anerkennung für das literarische Werk haben die fünfköpfige Jury veranlasst, den diesjährigen Würdigungspreis für Literatur dem niederösterreichischen Autor Ferdinand Schmatz, der – und das sei nicht nur nebenher erwähnt – auch Nachlassverwalter des viel zu früh verstorbenen österreichischen Autors Reinhard Priessnitz (1945–1985) ist, zuzuerkennen

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2009