Das Glück liegt in Drosendorf
Wenn man von Wien aus in den Norden fährt, über die Donau und immer weiter, Krems hinter sich lässt und Zwettl, das Thayatal durchquert, dann kommt man in Drosendorf an. Einsam ist die Gegend und fast schon in einem anderen Land.
Hat man Glück, dann wird eine Vorstellung im Filmsaal Failler, im Gasthof am Hauptplatz, gegeben. «Im schönsten Kinosaal Österreichs», wie «Der Standard» einmal geschrieben hat, und völlig zurecht. Hier ist die Filmkultur zuhause.
1990 wurde der Filmclub Drosendorf gegründet. Der Kinosaal wurde schließlich einmal pro Monat bespielt. Kino war kein gut gehendes Gewerbe mehr: Multiplexe überall, mehr Industrie als Gewerbe und vom Programmkino keine Spur. Hier in dem wunderbaren rot bespannten Saal mit dem alten Piano und den Projektoren mit Kohlelichtstäben aus dem Jahr 1936 machten engagierte Filmliebhaber und Filmliebhaberinnen die Filmkultur wieder zum Thema. Film, danach Bewirtung und lange Gespräche.
Mal wird ein cinephiler Blick zum Nachbarn geworfen – wie in «CzinemA» dem zweijährigen tschechisch/österreichischen Filmfest – dann wieder das Kino auf Wanderschaft geschickt, hinaus in die Dörfer. Filme für die ganz Jungen werden gespielt, denn wer einmal ein großer Filmfan werden will, muss klein beginnen. Netze mit anderen Initiativen werden gesponnen, interdisziplinärer Austausch als Basis der Arbeit in dieser kulturell bewegten Gegend gesehen. Die Drosendorfer Filmengagierten, ihnen voran Willi Erasmus und Mela Waldstein wissen, worauf es ankommt. Auf das natürliche Einzugsgebiet ihres Dorfs zu zählen wäre zu wenig, sie kommunizieren über die Staatsgrenze hinweg, überdenken und erneuern immer wieder ihren Zugang zum Kino und bewahren so ihre alte Frische – und das seit 14 Jahren, das gehört belohnt.