Franz Günter Winkler

Erwachsenenbildung

Berufung und Idealismus

Volksbildungsarbeit zu leisten ist Berufung, meist mit innerem Streben nach kultureller Aktivität verbunden. Wer noch dazu in einem kleineren Ort sein Arbeitsfeld hat, muss, um der Idee „Erwachsenenbildung“ dienen zu können, auch einen großen Opferwillen aufbringen, einen weitgehend selten gewordenen Sinn für Idealismus. Wenn also der Franz-Stangler-Gedächtnis-Preis in diesem Jahr Franz Günter Winkler verliehen wurde, dann traf diese Ehrung einen Mann, der auch mit der Person des Namensgebers dieses Preises eng verbunden war. denn Franz Günter Winkler gehörte zum Kreis um Franz Stangler, war einer von dessen jüngeren Hoffnungsträgern für die Gestaltung und Entwicklung der Volkshochschulen in Niederösterreich. Diese Erwartung hat er auch in vielfacher Weise erfüllt.
Am 6. Juli 1943 in Wien geboren, besuchte Franz Günter Winkler das traditionsreiche humanistische Gymnasium in Hollabrunn und studierte nach der Matura an der Universität Wien Geschichte und Germanistik. Seit September 1966 war er am Bundesgymnasium Laa an der Thaya als Lehrer tätig und identifizierte sich sofort mit der Kultur- und Volksbildungsarbeit dieser Grenzstadt. Seit 1967 arbeitete er in der Volkshochschule mit und wurde schon 1970zu deren Leiter gewählt. Er behielt die Funktion bis 1981 und war dann bis 1993 Präsident dieses Volksbildungsvereines. Das Amt eines Gmynasialdirektors, das er seit 1982 ausübt, hielt er nämlich mit der Leitung der Volkshochschule arbeitsmäßig nicht vereinbar. Allerdings ermöglichte seine Bekanntheit mitvielen Lehrpersonen der Stadt, manche Lehrkräfte für die Mitarbeit in der Erwachsenenbildung zu gewinnen. überdies war er von 1972 bis 1983 Mitglied des Gemeinderates von Laa und hatte sich in diesem Rahmen um die Organisierung der Laär Grenzlandfesttage Verdienste erworben. Aber auch die Restaurierung der Altstadt von Laa lag ihm am Herzen, er war Vorstandsmitglied des dafür geschaffenen Vereins und engagierte sich besonders um die Revitalisierung des Alten Rathauses.
Für die Volksbildungsarbeit Niederösterreichs wurde aber sein Wirken außerhalb von Laa wichtig. Schon im Jahre 1975 war er über Vorschlag von Franz Stangler in den Vorstand des Verbandes NÖ Volkshochschulen kooptiert worden, im Jahre 1982 wurde er als Stanglers Nachfolger 2. Landesvorsitzender und blieb dies bis zum Herbst 1993. In dieser Funktion war er auch als Vertreter Niederösterreichs im Vorstand des Verbandes österreichischer Volkshochschulen und als Jurymitglied für den Franz-Stangler-Preis von 1985 bis 1993 tätig.
Franz Günter Winkler bemühte sich stets im Rahmen der Erwachsenenbildung, besonders innerhalb des niederösterreichischen Verbandes, durch zukunftsweisende Aussagen bei dessen jährlichen Herbsttagungen, bei den von ihm mit Nachdruck betriebenen Viertelstagungen und bei vielen Gesprächen mit den örtlichen Leitern und Mitarbeitern von Volkshochschulen, gestaltend zu wirken. Er war auch Autor verschiedener Beiträge zur Erwachsenenbildung. So beschrieb er in der Festschrift zum 35jährigen Bestand des Verbandes österreichischer Volkshochschulen ,,Bildung für alle“ im Jahre 1985 „Die kleine Volkshochschule“, wo er sich vor allem mit den Bildungsproblemen im ländlichen Raum auseinandersetzte. In der Festschrift „30 Jahre Verband NÖ Volkshochschulen“ analysierte er 1987 den Standort der Erwachsenenbildung des Bundeslandes, zeigte auf, dass diese, meist von der Öffentlichkeit und den Medien kaum bemerkt, neue Wege fand und beschritt, weitere Bevölkerungskreise zu interessieren begann und damit eine bisher unbekannte Dimension im Bildungsspektrum setzen konnte.
Auch einige persönliche Worte möchte ich anfügen, durfte ich doch länger als ein Jahrzehnt gemeinsam mit Franz Günter Winkler die Schicksale des NÖ Verbandes gestalten. Diese Kooperation verlief stets im freundschaftlichen Rahmen, niemals wurde die Sachlichkeit verlassen, niemals der Partner durch nicht verwirklichbare Wünsche überfordert. Für seine Zusagen stand er immer ein, sein Handschlag hatte den Wert eines Vertrages. Manches konnten wir gemeinsam erreichen, auch manche Enttäuschungen wussten wir zu teilen, gemeinsam nahmen wir auch Abschied aus unseren Funktionen und überließen die Gestaltung der Zukunft neuen Kräften.
In der jüngsten Geschichte der Erwachsenenbildung Niederösterreichs nimmt Franz Günter Winkler also einen hervorragenden Platz ein, wir alle dürfen ihm für seine Arbeit danken und ihm zur verdienten Auszeichnung herzlich gratulieren.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1994