Volkstänzer aus Leidenschaft
„Des Tånzn, des is jå mei Leben, … wås kånns denn Schöneres gebn!“, so beginnt ein verbreitetes Walzerlied, das die Leidenschaft und Überzeugung von Franz Huber treffend auf den Punkt bringt.
Seit Jahrzehnten befasst sich der gelernte Elektroinstallateur mit dem Volkstanz – in Theorie und Praxis. Seit 45 Jahren leitet er sowohl künstlerisch als auch organisatorisch die Volkstanzgruppe St. Valentin: eine Tanzgruppe, die nicht nur vor Ort bzw. im Mostviertel Orientierung und Vorbild für viele Volkstänzerinnen und Volkstänzer liefert, sondern auch landesweit und darüber hinaus als Botschafterin für erstklassige Tanzkultur wirkt.
Für Franz Huber haben Bühne und Vermittlung die gleiche Bedeutung. Die Gestaltung von Tanzfesten, Balleröffnungen oder anlassbezogenen Choreografien ist ihm ebenso wichtig wie die Mitarbeit als Fachreferent bei Volkskulturwochen, bei der Ausbildung von Tanzleiterinnen und Tanzleitern oder bei einschlägigen Publikationen. Die CD-Reihe Taktvoll mit 101 Volkstänzen aus Niederösterreich – erschienen 2006 anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Volkskultur Niederösterreich – samt Tanzbeschreibungen trägt seine Handschrift. Der sogenannte Blick aufs Ganze zeigt sich auch mit der Zugabe Taktvoll Vokal, die den Zusammenhang von Singen, Musizieren und Tanzen deutlich macht.
Ausgehend von seiner Hingabe zum Tanz sind dem Würdigungspreisträger die Feste und Feiern vor Ort in Gemeinde und Pfarre – und damit das gelebte Miteinander von Vereinen und Initiativen – immerwährende Motivation für das Vorne-Stehen und Anspornen. Viele haben sich im Laufe der Jahrzehnte von ihm begeistern und ermutigen lassen, sich musisch einzubringen.
1999 ging das fünfte niederösterreichische Volksmusikfestival AufhOHRchen in St. Valentin über die Bühne. Seither – und das ist niederösterreichweit einzigartig – motivieren Franz Huber und die Volkstanzgruppe St. Valentin regelmäßig Wirtsleute, Sängerinnen und Sänger sowie Musikantinnen und Musikanten aus der Region zum erneuten AufhOHRchen. Das Interesse und die Freude an Tanz und Musik haben Franz und Karoline Huber mit ihren Kindern und Enkelkindern stets geteilt: Franz Huber – Volkstänzer aus Leidenschaft – durch gelebte Bräuche im eigenen All- und Festtag.
Lange Zeit hindurch haderte die Volkstanzszene mit Nachwuchsproblemen, ebenso wie mit den zeitgemäßen Ansprüchen an Können und Präsentation. Im Privaten oder als Ausdruck von Lebensfreude sind Standards nicht ausschlaggebend. Bühnensituationen allerdings brauchen Maßstäbe. Dass es beim Volkstanz ebenso wie bei der Chormusik oder der Volksmusik Ausbildung und theoretische Kenntnisse der Vermittlerinnen und Vermittler braucht, erforderte jahrelange Überzeugungsarbeit. Franz Huber stand der Volkskultur Niederösterreich – ganz konkret Mastermind Edgar Niemeczek – für diese Aufgabe unbeirrt und beharrlich zur Seite.
So konnte 2006 die Volkstanz-Serviceplattform Tanzforum Niederösterreich gegründet werden, die heute unverzichtbar ist und qualitativ anspruchsvoll allen Volkstanzgruppen innerhalb der Volkskultur und der Landjugend Niederösterreich entsprechende Aus- und Weiterbildung garantiert.
Einer der persönlichen Höhepunkte in der lebenslangen Zusammenarbeit mit Franz Huber lag in der Vorbereitung der festlichen Eröffnung des Festspielhauses der Landeshauptstadt St. Pölten im März 1997. Unter dem Grundgedanken Landschaf(f)t Musik wurde gemeinsam ein künstlerischer Dialog zwischen Chören, Volksmusik, Ausdruckstanz und Volkstanz, dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester, Franz Schubert und Ludwig van Beethoven entwickelt. Mit Letzterem schließt sich der Kreis zu 2020 und dem berühmten 250. Geburtstag. Volksmusik und Kunstmusik haben einander immer wieder beeinflusst und bereichert.
Das Interesse für Anderes und die Offenheit für Neues zeichnen den heute 66-jährigen Franz Huber als besondere Persönlichkeit im Bereich der Laienkultur nach wie vor und ungebrochen aus. Zu seinen menschlichen Vorzügen zählen der ausgeprägte Familiensinn und die Pflege von Freundschaften mit Bestand.
„… und wånn ma si draht im Wålzerschritt, Leutln, des geht hålt ins Gmiat.“
Wir gratulieren sehr herzlich!