«Vom Unvergänglichen»
Diesen Titel gab der Komponist einer Kantate für Bariton und Kammerensemble, uraufgeführt 1994 bei den Bregenzer Festspielen. Und dies ist wohl ein Desideratum jedes schöpferischen Künstlers: über seine Lebenszeit hinaus mit seinen Werken im Bewusstsein einer kulturgetränkten Gesellschaft präsent und wertgeschätzt zu bleiben. Das kreative Potenzial derselben spiegelt sich in der Vielfalt an Kunstschaffenden in allen Bereichen wider.
In der Sparte Musik ist das Bundesland Niederösterreich ein vitales Reservoir an Komponisten durch mehrere Jahrhunderte bis ins Heute – nicht unbedeutend ist die bewusste öffentliche Förderung zusätzlich durch den Impulsgeber, der Niederösterreichischen Kulturszene, welche immer wieder Kompositionsaufträge vergibt.
Diese «Gunst der Stunde» nutzt unter anderem der in Kochholz bei Melk lebendeFranz Thürauer, geboren 1953 im niederösterreichischen Wolfenreith (Dunkelsteinerwald). Aufgewachsen in Tirol, erhielt er früh Unterricht in Klarinette und Klavier; die Familie pflegte Volksmusik. Von 1969 bis 1972 absolviert er ein Orgel- und Violinstudium am Innsbrucker Landeskonservatorium, danach belegt er an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bis 1981 die Studienrichtungen Kirchenmusik bei Anton Heiller, Alfred Mitterhofer (Orgel) und Hans Gillesberger (Chorleitung, Dirigieren) sowie Komposition bei Francis Burt und Kurt Schwertsik. Die Musikpädagogik als Antipode bzw. ergänzendes Standbein übte er ab 1978 als Klavierlehrer aus. 1991/92 bekam Thürauer einen Lehrauftrag an der Wiener Musikhochschule, bis 2012 unterrichtete er als Musikerzieher am Gymnasium des Benediktinerstiftes Melk.Thürauer selbst beschreibt seine stilistische Wegfindung von postimpressionistischen Anfängen ausgehend über zahlreiche Anregungen durch Igor Strawinsky bis hin zu neuartigen rhythmischen Strukturen in Verbindung mit einer eigenständigen Adaptation der Tonalität, die sich immer wieder neu darstellt und variantenreiche Facetten erhält.
Sein Werke-Kanon liest sich eindrucksvoll vielfältig, sowohl was Form als auch Besetzung betrifft: Das breite Spektrum reicht von Solostücken für Klavier und Orgel (z. B. «Spectren» vierhändig & vierfüßig) über Kammermusik in verschiedensten Besetzungen, Lieder, ein Violinkonzert, geistliche Chor- und Kammermusik, eine «Lukaspassion», die Kirchenoper «Der Landsknecht von Kärnten», bis zu großen Orchesterstücken wie «Tableau» und «Polyphonien».
Zusätzlich erhält Thürauer immer wieder Kompositionsaufträge u. a. für die Melker Pfingstkonzerte, er schrieb Uraufführungen für den Domchor St. Pölten oder die Orgelkunst Ziersdorf. Die Werke wurden in vielen Kirchen und Klöstern Niederösterreichs sowie bei repräsentativen nationalen wie internationalen Konzertveranstaltern aufgeführt: im Wiener Musikverein, im Konzerthaus, im ORF RadioKulturhaus, beim NÖ Donaufestival, im Brucknerhaus Linz, bei den Bregenzer Festspielen, beim Carinthischen Sommer Ossiach, in Japan und Amerika (Washington und New York). Diese sind großteils auch Auftraggeber wie die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die Wiener Konzerthausgesellschaft, das Wiener Kammerorchester, das Ensemble Kontrapunkte, Jeunesse musicale, die Niederösterreichische Kulturszene, das Landestheater St.Pölten oder Pueri Cantores Austria.
Bekannte Musikerinnen und Musiker wie Karin Adam, Urs Brügger, Heinz Ferlesch, Herbert Böck, Olaf Bär, Peter Keuschnig, Walter Weller, Elisabeth Ullmann, Franz Danksagmüller interpretierten Thürauers Werke. International renommierte Dirigenten wie Fabio Luisi und Krzysztof Penderecki widmeten sich seinem Œvre und große Klangkörper wie das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, die Wiener Symphoniker, Ensembles der Wiener Philharmoniker oder das Wiener Jeunesse Orchester nahmen Thürauers Kompositionen in ihr Repertoire auf.
Das sympathische Persönlichkeitsprofil des nun zu würdigenden Compositeurs runden CD-Produktionen und Rundfunkaufnahmen ab. Seine Werke sind teils in gedruckter Form sowie im Eigenverlag, seine Autografe in ausgesprochen gut lesbarer Schrift zugänglich.
Darüber sind Uraufführungsinterpreten ebenso glücklich und dankbar wie darüber, dass der Komponist mit Animo die Proben seiner Werke miterlebt.
Zuletzt durfte im Rahmen von «Orgelkunst Ziersdorf 2015» im westlichen Weinviertel am 20. September in der katholischen Pfarrkirche Franz Thürauers Doppelkonzert «Veni, creator Spiritus» für Orgel, Schlagwerk und Streichorchester als Uraufführung über die Bühne gehen.