Differenziertes Wohnen
Das kleine Wohnhaus für eine Geschäftsfrau ist an die obere Baulinie eines südorientierten Hanggrundstücks geschoben, sodass der Blick zum bewaldeten Gegenhang von Nachbargebäuden ungestört bleibt. Ein großer quergestellter Wohn- und Schlafraum mit breitem Ausblicksfenster ist auf einem in den Hang eingesenkten Sockelgeschoß aufgelagert, dessen rechter Teil keck hervorstößt. Er enthält die Küche und den Eßplatz. Horizontal grau-rot gestreiftes Betonmauerwerk betont das lagerhafte, ruhende Wesen dieses Unterbaus. Im Gegensatz dazu ist das ,,wie eine Schatulle“ (Kapfinger) hochgestemmte Obergeschoß dematerialisierend glatt verputzt und zimtfarben bemalt. In die Hauptfassaden beider Baukörper ist jeweils nur ein einziges, breites Fenster geschnitten; dies gibt dem Gebäude einen Ausdruck von unverletzter Ganzheit sowie von Ruhe und von Geborgenheit im Innern.
Franziska Ullman ist 1950 geboren und in Baden aufgewachsen. Sie studierte Architektur an der TU Wien, wo sie 1975 diplomierte. Mehrere Studienreisen und die Teilnahme an archäologischen Grabungen erweiterten ihre architektonischen Kenntnisse. Seit 1983 selbständige Architektin, war sie zudem von 1985 bis 1994 Lehrbeauftragte an der Hochschule für angewandte Kunst, Meisterklasse Prof. Hans Hollein. Neben einigen Wohnhäusern plante sie das Geburtshaus in Nußdorf, gestaltete die Ausstellung ,,Götter, Herrscher & Heroen in Lykien“ auf der Schallaburg, entwarf den Neuausbau der Geburtsabteilung im Wiener AKH und gewann kürzlich zwei städtebauliche Gutachten, wovon eines mit dem Titel „Frauenwerkstadt“ rasch realisiert werden soll. Als eine von vier ausführenden Architektinnen bearbeitet Franziska Ullmann mit ihrem Atelier einen Bauabschnitt von zirka 80 Wohnungen. Dabei sind ihre Hauptanliegen differenzierte Wohnungen mit einem reichhaltigen Wohnumfeld und einer attraktiven architektonischen Gesamtgestalt.