Erforscher früher Kulturlandschaften
Wenn Niederösterreich den Würdigungspreis 1987 für Archäologie Herrn Univ.-Prof. Dr. Fritz Felgenhauer zuerkennt, wird diese Ehrung als verdiente Auszeichnung für einen akademischen Lehrer, Gelehrten, Ausgräber“, Grabungsleiter, Bodendenkmalpfleger, Organisator, Verfasser und Herausgeber wissenschaftlicher Publikationen, Volksbildner und Erzieher mit Genugtuung aufgenommen. Diese ehrenvolle Anerkennung für ein oft selbstloses Wirken ,,mit Spaten und Feder“ und solche heute allenthalben unbedankte, oft mitleidig belächelt unzeitgemäßen nicht-,,zeitgeschichtlichen“ Leistungen eines wissenschaftlichen Arbeiters im Dienst der archäologischen Erhellung der Ur- und Vorgeschichte und des Mittelalters der Heimat ist also auch offiziell von seiten des Landes richtig eingeschätzt und gewürdigt. Kollegen und Freunde erfüllt dies mit Dankbarkeit und Freude. Dem Geehrten gratulieren wir! Die auch für Außenstehende augenfällige und oftmals erfahrene Tatsache, daß Niederösterreich für die archäologische Landesforschung, für die Forschungsarbeit im Gelände, für die wissenschaftliche Aufbereitung und Auswertung, für Publikationen, für die museale und denkmalpflegerische Dokumentation großzügig Sorge trägt, hat somit eine weitere Bestätigung erfahren. In nahezu vierzigjähriger zielstrebiger Tätigkeit in den verschiedenen Regionen des großen Landes, an der Landesuniversität, an den Schreibtischen in der Hess- und Hanuschgasse, in der Universitätsstraße und in der Leidesdorfergasse, kam ein reiches und vielfächriges wissenschaftliches Werk zustande, publizistisch, pädagogisch und volksbildnerisch ausgewertet, gleich wichtig für Unterricht und Schule, für die Jugend, die Erwachsenen und Älteren. Es ist eine Bereicherung der Kenntnisse über die vom Menschen geformten frühen Kulturlandschaften beiderseits der Donau, an Thaya und March, sowohl im Detail als auch in der Zusammenschau. Gezielte interdisziplinäre Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlichen und technischen Fächern, wie nur durch Kontakte an einer großen Universität möglich, führten zu erfreulichen Resultaten. Neue sind zu erwarten, denn die Forschung in archäologisch „höffigen“ Bereichen, in den Labors, in den Instituten und Studierstuben laufen weiter. Wie im Leben eines Wissenschafters, vor allem in dem eines durch Beflissenheit, Zielstreben und Erfolg, aber auch durch menschliche Unzulänglichkeiten besonders Gefährdeten und Gezeichneten, verläuft nicht alles so geradlinig wie gewünscht und geplant. Im Miterleben des brutalen Krieges hätte es plötzlich ein jähes Ende geben können, dann vor Jahren, wenn nicht ärztliche Kunst, eiserne Disziplin und unbeugsamer Wille das Leben wiedergewonnen hätten. Nun darf ausgerechnet ein .,westösterreichischer“ Kollege im Niederösterreichischen Landhaus in der Herrengasse zu Wort kommen. Das hat wohl seine besonderen Gründe. 1949 setzte Neo-Doktor Fritz Felgenhauer im Sekretariat der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte für Monate die Arbeiten in der .,Archäologischen Landesaufnahme der Schweiz“ und in der Redaktion am Jahrbuch dieser Gesellschaft fort. Uber Vorarlberg hatten somit die seither jahrzehntelang andauernden freundschaftlichen Begegnungen ihren Anfang genommen. Organisatorisch angeregt durch das schweizerische Vorbild experimentierte der archäologische Optimist und Aktivist Dr. Felgenhauer am Aufbau einer gesamtösterreichischen Organisation ähnlicher Zielsetzung. Bereits im Feber 1950 erschien das erste Heft der Mitteilungen der Urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft in der Anthropologischen Gesellschaft in Wien“ mit einem Bericht über die Tätigkeit, mit Vortrags-, Exkursions- und Kursankündigungen. Nicht so erfolgreich verliefen die Versuche bzw. Vorschläge einer Reorganisation der archäologischen Denkmalpflege in den österreichischen Ländern im Rahmen des Bundesdenkmalamtes oder etwa die „Verländerung“ derselben. Umso attraktiver agierte die UAG österreichweit. Fritz Felgenhauer ist 1920 in Wien geboren, studierte Urgeschichte, Anthropologie und Völkerkunde in Wien und promovierte 1949 zum Dr. phil. 1950 bis 1964 wirkte er als Assistent am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien. 1957 erfolgte die Habilitation dortselbst mit Lehraufträgen für den Univ.-Dozenten an den Universitäten Wien und Graz, 1964 die Ernennung zum Universitätsprofessor (Lehrkanzel für Urgeschichte des Menschen). 1951 bis 1965 führte Prof. Felgenhauer als Erster Sekretär die österreichische Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte, seit 1970 ist er Vorsitzender dieser Gesellschaft. Es würde zu weit führen, alle Aktivitäten in den eingangs angeführten Bereichen in diesem Rahmen auch nur anzudeuten. Die „Mitteilungen…“, die „Beiblätter …“, das „Nachrichtenblatt…“, die „Veröffentlichungen…“, die ,PAR“, die Forschungsberichte …“ und etwa Typenkatalog…“ legen beredtes Zeugnis ab über ein immenses Werk, das zum größten Teil Niederösterreich gewidmet ist. Bereits 1960 erhielt der damalige Univ.-Doz. Felgenhauer in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen die Carl-Toldt-Medaille. Aus seiner Vorlesungstätigkeit erwuchs das kleine Handbuch „Einführung in die Urgeschichtsforschung“ (Freiburg i. Bbr., 1973/1979). Doch die meisten seiner Veröffentlichungen behandeln niederösterreichische Funde, Fundstätten und archäologische Probleme von der Altsteinzeit bis ins Mittelalter.