Räumliches Werden, zeitliches Sein
Die Bilder von Fritz Ruprechter basierenauf einer prozesshaften Form von Wiederholung. Der Künstler arbeitet mit einfachen Materialien wie Karton, Transparentpapier, Metallfolien und Sandpapier. Seriell und variierend untersucht er bildimmanente Parameter und Konstituenten und befragt Phänomene der Vertikalität, der Semitransparenz sowie der Tiefenschichtung bildräumlicher Lagen. Die zeichnerischen, malerischen und räumlichen Arbeiten verweisen dabei stets selbstreflexiv auf den Prozess ihrer Entstehung, doch lenken sie den Blick ebenso auf die Lücken, den Raum zwischen den Bildern. Die chronoästhetische Strukturierung der Arbeit dient nicht der Hervorbringung von Ähnlichem, Analogem – Ruprechters Bilder entfalten in ihrem Neben- und Nacheinander auf subtile Weise eine immersive räumliche Wirkung. Dabei wird der Betrachter sukzessive an die interpiktoral evozierte Bildräumlichkeit herangeführt. Die prozessual angelegte Arbeit zielt auf eine ebenso zeitreflexive Form der Rezeption. Nicht das Erkennen der Bilder bzw. Bildinhalte steht im Zentrum, sondern eine Lese-, eine Suchbewegung in und – mehr noch – zwischen den Bildern. Der Betrachter findet sich in einem die eigene Wahrnehmung herausfordernden Prozess ästhetischer Differenzierung wieder. Das Prinzip der Wiederholung und der ästhetischen Varianz lässt eine Bildlichkeit entstehen, die auf die Mannigfaltigkeitder Erscheinungen abzielt. Auf diese Weise zeugen Ruprechters Arbeiten nicht von der Konkretheit einer oder der ästhetischen Form, sondern von Konkretheit im Sinne der Aktualität der ästhetischen Erscheinung. Seine Bilder verweisen auf die Möglichkeit alternativer Wahrnehmung, auf einen Raum ästhetischer Abweichung und Differenz jenseits des betrachteten Bildgevierts. Ruprechters Arbeiten erscheinen unbestimmt und prozessual offen. Sie bilden ein ästhetisches Kontinuum, das sich nicht bloß in der möglichen Fortsetzung durch den Künstler, sondern ebenso in der Lektüre durch den Betrachter fortzuschreiben vermag.