Musikalische Brückenbauerin über Kontinente
Eine wesentliche Inspirationsquelle für die in Baden lebende Komponistin Gabriele Proy ist die Natur: die Weite und Klanglichkeit einer Landschaft, spezifische Gesteinsformationen und Mineralien, ausgewählte Pflanzen- und Schmetterlingsarten. Mit ihren Kompositionen will sie auf eine Form der Naturbetrachtung als Meditation verweisen – auf eine mögliche Erfahrung von Transzendenz.
Gabriele Proy wurde 1965 geboren, studierte Komposition, elektroakustische Komposition und Gitarre an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und zählt heute zu den profiliertesten zeitgenössischen Komponistinnen Österreichs. Von 2001 bis 2013 war sie Präsidentin des Europäischen Forums Klanglandschaft und gilt als Pionierin im Bereich der Soundscape-Komposition.
Ihre Werke werden von namhaften Chören, Orchestern und Solist:innen in renommierten Konzerthäusern weltweit aufgeführt. Mit ihrem Zugang zur Natur findet die Komponistin große Resonanz – insbesondere auch in Japan. Als Österreich-Auftrag zum EU-Japan-Jahr komponierte sie ein poetisches Klangbild über das Waldviertel, eine Region, die seit ihrer Kindheit prägend für sie war. Die so entstandene Soundscape-Komposition Waldviertel wurde 2005 in Japan uraufgeführt und 2014 in Niederösterreich beim Festakt „30 Jahre Waldviertel Akademie“ in Waidhofen/Thaya präsentiert.
2006, 2009 und 2015 folgten weitere Japan-Konzertreisen, gekrönt vom Jubiläumsauftrag Sasakia charonda zu „150 Jahre diplomatische Beziehungen Österreich–Japan“ (2019), uraufgeführt mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker.
Als Auftragswerk zum Beethoven-Jahr 2020 schrieb Gabriele Proy das Orchesterwerk Momiji, das im Oktober im Musikverein Wien uraufgeführt wurde. Die Komposition bezieht sich auf die Rotfärbung des japanischen Ahorns – die Inspiration dazu fand die Komponistin in Japan und bei Wanderungen in und um Baden.
Die Jury würdigt die konsequente, klare, durchaus eingängige und dabei sehr persönliche Tonsprache, in der die Komponistin ihre Werke verfasst.