Gabu Heindl

Architektur
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Der Raum als dritter Erzieher

Die Qualität der von Gabu Heindl entworfenen Räumlichkeiten zeichnet sich vor allem durch die ernsthafte Auseinandersetzung der Architektin mit der Bildungsfunktion des Raums und der Aufgabe des Raums als dritten Erziehers aus. Kindergartenkinder und Kindergarten pädagog(inn)en erzeugen und erleben täglich, spielerisch nutzend und arbeitend, die Raumqualität.Als der Kindergarten in Rohrendorf bei Krems um zwei Gruppen erweitert wurde, gewann Gabu Heindl den für den Zubau ausgeschriebenen Wettbewerb. In nur fünfmonatiger Bauzeit wurde 2008 bei laufendem Betrieb der Zubau realisiert. Konsequent durchgängig ist die Beziehung zwischen innen und außen. Ein differenzierendes Raumgefühl im Umgang mit Materialien und Dimensionen sowie eine dynamische Fassade aus naturbelassenem Lärchenholz mit Erlebnisnischen und zu öffnende Zonen in Kinderhöhe sind die bestimmenden Erfahrungselemente. Die niedrigen Spielfenster sind von außen wie innen «be-sitzbar», bewohnbar. Sie ermöglichen Raumbeziehungen zwischen Gebautem und Garten in seinen Übergängen sowie soziale Blickbeziehungen, die den Kindergartenalltag zur kollektiven Erfahrung in einer Gruppe mit dem Raum machen. Die Kinder können einander erleben, sich zurückziehen, den Raum gemeinsam und allein erobern. Die bestehenden Bäume, die natürliche Verschattung bieten, und die Großzügigkeit des Gartens blieben durch die Situierung des nach Osten orientierten Zubaus entlang der Feuermauer des Feuerwehrgebäudes erhalten. Der neue Eingang mit Foyer schließt zur Straße die Gebäudefront zwischen Bestand und Feuerwehr. Die Dachfassade ist aus Eternit, der untere Bauteil aus Ziegeln, die Sheddächer sind eine Holzriegelkonstruktion. Durch nachhaltige Materialien mit hohen Dämmwerten sowie passiver Sonnenenergieausnutzung wurde der Zubau als Niedrigenergiekindergarten ausgeführt. Die zwei Gruppenräume erscheinen als subtil die Topografie kontextualisierende und soziale Beziehungen ermöglichende Pavillons. Damit gehört der Rohrendorfer Kindergarten in eine Tradition von bildendem Raumdenken, wie es Margarete Schütte-Lihotzky in ihren Kindergartenplanungen entwickelte.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2010