Produzent – Regisseur – Schriftsteller
Am 2.10.2004 berichtete Gerald Szyszkowitz im Schloss Seyring über seine Tullnerfelder Sommerspiele im Schloss Sitzenberg: „2000 Leute hatten im Freien das Stück „Schubert“ gesehen, jetzt wird es im Theater auf der Wieden aufgeführt.“ Gerald Szyszkowitz sprach über Franz Schuberts Kunst und Leben, über die Atzenbrugger Tänze, die Dramaturgie seines Theaterstücks. Während er vor dem gefesselten Publikum die Szenen aus dem tragischen Geschick Franz Schuberts entwickelte, stockte ihm plötzlich die Stimme und Tränen rollten über seine Wangen. Alle Anwesenden verstanden: Das ist das wahre, das liebe, das ergriffene und herzergreifende Gesicht des so fleißigen, so meisterhaften Schriftstellers. Seither schrieb er weitere Dramen für die Sitzenberger wie z. B. „Figl“ „Schiele“, „Schnitzler“; geplant sind „Stolz und Leopoldi“ und „Kremserschmidt“.
Der Germanist und Theaterwissenschafter arbeitete als Regisseur in mehreren deutschen Städten, war Chefdramaturg in Graz und Fernsehspielchef des ORF. 2001 übernahm der 63-Jährige die Freie Bühne Wieden, wo er seither über 30 Uraufführungen ermöglichte. Gerald Szyszkowitz´ Werk ist so immens, dass vergessen werden könnte, dass ein Einziger all das bewirkte. Seinem Wesen entsprechend zeichnet er sich durch disziplinierte Professionalität und entfesselte Naivität, literarische Substanz und dramaturgische Pragmatik, profunde Kunstkenntnis und elegante Besessenheit, durch lockere Arbeitswut, gelöste Konsequenz, kollegiale Autorität, Nonchalance und Präzision aus: Gerald Szyszkowitz – ein charmanter Vulkan. In den 30 Jahren, die der Literat in Maria Enzersdorf wohnt, veröffentlichte er 30 Theaterstücke und 17 Romane u. a. „Der Thaya“ (1981) und „Puntigam oder die Kunst des Vergessens“ (1988). 13 Bände Übersetzungen liegen vor. Gerald Szyszkowitz verfasste die Ansprache Papst Johannes Paul II. am 12.9.1983 in der Wiener Hofburg. Karol Wojtyla, auch Theaterautor, änderte kein Wort: „Geschichte von Wissenschaft und Kunst ist verbunden mit der Geschichte des Glaubens. Mögen wir uns auch an verschiedenen Ufern aufhalten, so begegnen wir einander doch in der Frage nach dem Menschen und seiner Welt.“ Eine Konstante der „Gerald-Szyszkowitz-Texte“ ist ihre Nähe zur Aktualität. Beinahe hätte er eine Rede für den Bundespräsident-Kandidaten Kurt Waldheim geschrieben, hätte dieser nicht die Frage nach seinem Kriegseinsatz rundweg zurückgewiesen. Der Schriftsteller sah die Unhaltbarkeit dieser Meinung voraus, der Politiker nicht – ein Anstoß für große Literatur. Gerald Szyszkowitz´ 17-bändiges Romanwerk bringt es auf 3739 Buchseiten. Johann Wolfgang von Goethe verstand seine Werke „als Bruchstücke einer großen Konfession.“ Was wäre wohl eine solche des Gerald Szyszkowitz: das Gewirk und Gewoge unseres Erlebens in dem Kontinuum voll Gestalten und Schicksalen zu bannen, zu erzählen, es uns so zu erschaffen als sättigenden Lebensinhalt. Gerald Szyszkowitz schuf ein Österreichpanorama von singulärer Authentizität und Brillanz. Sein Name steht in einer Reihe mit Schlüsselautoren der uns konstituierenden Österreich-Literatur. Apropos Johann Wolfgang von Goethe: Gerald Szyszkowitz´ leuchtende „vita contemplativa“, umgesetzt in eine fulminante „vita activa“, die Kompetenz im Öffentlichen wie im Privaten, die ebenso trennscharfe wie wohltätige Statur aus Kapazität und Repräsentanz erinnert an den Weimarer Weltmann und Dichter, wie er durch die Eckermann-Gespräche erscheint. Den fast 70-Jährigen erreicht der Würdigungspreis mitten in seinem kulturellen Einsatz. Gerald Szyszkowitz ist begeistert zu beglückwünschen Als Zwölfjähriger schuf Gerald Szyszkowitz allein aus innerem Antrieb nach seiner Karl-May-Lektüre jene dramatisierte Fassung des „Winnetou“, die seine Geschwister und Cousins dann mit Gewinn aufführen konnten. Er macht das nun mit atemberaubendem Furor und entsprechendem Kunstresultat seit 58 Jahren: Jetzt sind auch wir seine Geschwister und Cousins, die beglückt genießen, was er für uns geschrieben hat.