Industriegeschichte – zeitgemäß präsentiert und lebendig erzählt
Er bezeichnet sich selbst als «Kind der Stadt Ternitz» und dies wird besonders deutlich, wenn er über seine Heimatstadt spricht, über deren Geschichte und die Menschen, die in ihr leben, über die alten Industrieensembles und den «75er» – den letzten noch erhaltenen Schornstein der ehemaligen Stahlwerke, die lange Zeit das Leben in Ternitz prägten.Gerhard Selhofer, geboren 1941, begann in jungen Jahren eine Betriebsschlosserlehre bei den Schoeller-Bleckmann Stahlwerken in Ternitz. Nach einer Ausbildung in Leoben kehrte er als Spezialist für Schweißtechnik in das Ternitzer Stahlwerk zurück, wo er bis 1992 verblieb. Es folgte ein Studium der Volks- und Völkerkunde an der Universität Wien, das er 1996 mit der Diplomarbeit «Die Feinerschmiede in Langenwang-Pretul» und 1997 mit der Dissertation «Schleifen und Schlitten in Österreich» beendete. Danach erarbeitete er das inhaltliche Konzept für das 2002 neu eröffnete Ternitzer Stahlstadtmuseum, für das er seither als wissenschaftlicher Berater tätig ist. In den vergangenen Jahren entstanden die Studien «Der Stahlwerker» (1998), «Der Walzwerker» (2000), «Der Industrieschmied» (2002) und «Modelltischler, Former und Gießer» (2003). Studien, die sich in sehr persönlicher Art mit dem Arbeitsalltag im ehemaligen Stahlwerk der Schoeller-Bleckmann Stahlwerke in Ternitz befassen und die auf zahlreichen Interviews mit ehemals Beschäftigten basieren. Doch Gerhard Selhofer blickt nicht nur in die Vergangenheit und auf «verschwundene Berufe eines verschwundenen Industriezweiges» (Selhofer). Teil seines Museumskonzeptes und Bildungsprogrammes ist die aktive Einbeziehung neuer Industriebetriebe im Rahmen von Präsentationen und fachkundig von ihm geführten Betriebsbesichtigungen. Gerhard Selhofer verbindet Altes mit Neuem – und er vermag durch sein lebendiges Erzählen nachhaltig Interesse zu wecken.