Gerner & Gerner Plus

Architektur
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Form und Ordnung im Gewerbegebiet

Die Hässlichkeit der Gewerbegebiete, die landauf, landab die Peripherien der Städte und Ortschaften prägen, fällt gar nicht mehr auf, weil sie zum Normalfall geworden ist und positive Beispiele rar sind. Dass es sehr wohl anders geht, beweist der von gerner °gerner plus (Andreas Gerner, Gerda Maria Gerner, Matthias Raiger) geplante Betriebscluster in Theresienfeld. Hier wurde nicht nur auf die Ästhetik eines Einzelobjektes geachtet, sondern im fruchtbaren Dialog mit einem initiativen Bauherrn ein Musterbeispiel dafür geschaffen, wie durch Bündelung von Funktionen, kluge Anordnung von Lagerflächen und Parkplätzen sowie zurückhaltender Firmenwerbung das Ortsbild –
das schließlich nicht am Hauptplatz aufhört – schöner gestaltet werden kann. Ein einheitlich gestaltetes Ensemble bietet sowohl dem Steinmetzunternehmen des Bauherrn als auch weiteren Firmen eine angenehme und repräsentative Arbeitsumgebung. Auf Basis herkömmlicher Betonfertigteilhallen entstand ein 180 Meter langer Werkstrakt, der mit präzise gesetzten Öffnungen und gliedernden Feldern aus dunkel geöltem Holz wohl proportioniert ist. Im Osten findet er mit einer zurückspringenden verglasten Erdgeschoßzone ein klar artikuliertes Ende. Je nach Anforderungen der Mieter wurden Büros und direkt von den Hallen zugängliche Meisterkabinen, Sanitärräume und Garderoben einheitlich gestaltet. Nordseitig entlang der Straße angeordnet, birgt eine Abfolge von prismenförmigen Hallen mit Holzschiebetoren und paraventartigen Betonscheiben, die spitzwinkelig aus dem Boden erwachsen, Lagerflächen und Müllräume. Eingebettet in eine Rasenfläche, fassen diese aus Ortbeton in Sichtqualität ausgeführten niedrigeren Bauten das Gelände. Je nach Standpunkt gibt es Durch- und Ausblicke zur Straße, oder es scheint sich die Front ganz zu schließen, womit die Lagerbauten für Intimität auf dem Gelände sorgen, ohne es völlig abzuschotten. Tore oder begrenzende Zäune gibt es nicht. Eine kluge Setzung, minimalistisch und präzise ausgeführt, signifikant ohne überflüssiges Beiwerk – kurzum vorbildlicher Gewerbebau!

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2016