Gudrun Biffl

Erwachsenenbildung
Image

Ich will nicht im Elfenbeinturm arbeiten

Migration, Flüchtlinge, Jugend, Gender, Integration, Solidarität, Bildung, Arbeitsformen, Arbeitslosigkeit, Sicherheit, Wohlstand, Sucht, Lebensqualität … die inhaltlichen Bereiche und die vielfältigen Themenaspekte in der Arbeit der Wirtschaftswissenschaftlerin Gudrun Biffl sind hochaktuell und gesellschaftspolitisch brandheiß. Nicht nur in ihren Lehrveranstaltungen, sondern auch bei Sozialorganisationen, Wirtschaftsvertretungen, Verwaltungseinrichtungen, in politischen Verbänden, in zivilgesellschaftlichen Projektgruppen und in den Medien ist ihre Expertise gefragt, und sie ist national und international umfassend vernetzt.Die wissenschaftlichen Leistungen der arrivierten Universitätsprofessorin und Lehrstuhlinhaberin für Migrationsforschung, Leiterin des Departments für Migration und Globalisierung an der Donau-Universität in Krems, wurden schon mit mancher öffentlichen Auszeichnung bedacht. Mit dem Kulturpreis des Landes Niederösterreich für Erwachsenenbildung soll ein besonderer Aspekt des sozialwissenschaftlichen und pädagogischen Tuns von Gudrun Biffl gewürdigt werden. Erwachsenenbildung. Neben ihren Studienangeboten in der universitären Weiterbildung ermöglicht sie seit der Übernahme ihres Lehrauftrags 2008/09 nach und nach vielen Interessierten weit über ihre Studierenden hinaus durch Symposien, Dialog- und Globalisierungsforen die Teilnahme und Teilhabe am wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs über aktuelle Fragestellungen und bietet verschiedenen Akteurinnen und Akteuren Gelegenheit zur Vernetzung. «Ich will nicht im Elfenbeinturm arbeiten, sondern an der Realität ansetzen und darin wirken», stellte sie am Rande des jüngsten Dialogforums im Juni 2017 fest. Es ist ihr ein Anliegen, gerade ihr wissenschaftliches Kernthema der Migration und der Globalisierung in eine größere Öffentlichkeit zu übersetzen und als gesellschaftlichen Bildungsauftrag zu forcieren, weil sie durch ihre Forschungen am unmittelbarsten um deren soziale und politische Brisanz weiß. Das betont sie auch anlässlich der Jahrestagung der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs im September 2016. Sie hat dabei im Besonderen die regionalen Strukturen der österreichischen Erwachsenenbildung im Zusammenhang mit der Integration von Flüchtlingen im Auge. Damit verdeutlicht sie, dass politische und demokratiepolitische Bildung nicht nur eine Aufgabe der Geflüchteten, sondern auch eine der einheimischen Bevölkerung ist. Ob gelegen oder ungelegen, tritt sie mit ihren objektiv-wissenschaftlichen Daten aus den Erhebungen, Interviews etc. mancher vorgefassten Meinung entgegen und versucht so ein Umdenken einzuleiten. Mit ihrem ausgeprägten Willen zur Kommunikation und getragen von ihrem Verständnis von Dialog und lebenslangem Lernen gestaltet Gudrun Biffl gemeinsam mit ihrem universitären Team von Expertinnen und Experten, mit Referentinnen und Referenten aus der ganzen Welt und mit Kooperationspartnern unterschiedlicher Provenienz im Rahmen ihrer Veranstaltungen offene Lernräume, in denen zeitnah Studien und Forschungsergebnisse präsentiert, diskutiert und Lösungen zugeführt werden können. So bleiben wichtige Informationen nicht im abgeschotteten Wissenschaftsbereich oder zwischen Buchdeckeln, sondern werden allen Interessierten zugänglich. Abwechslungsreiche Settings, wie Vorträge, Panels, Workshops, Rundgespräche, auch Weingartenwanderungen mit informativen Gesprächen, schaffen ein positives Lernklima und begünstigen durch ihren oft niederschwelligen Zugang die Gespräche und vielfältigen Interaktionen zwischen den Teilnehmenden. Auffallend ist auch, wie rasch und sensibel von Gudrun Biffl und ihrem Department gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Fachbereiche der Donau-Universität auf akute gesellschaftliche Vorgänge sachlich und engagiert reagiert wird, z. B. durch Freiwilligenarbeit in der Flüchtlingshilfe. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeit führte Gudrun Biffl weit über den Globus. Diese Erfahrungen prägen ihre Tagungskonzepte und deren Zielsetzungen, lassen aber gleichzeitig deutlich erkennen, dass sie sich als österreichische Wissenschaftlerin in einem globalisierten europäischen Kontext versteht. In einer sehr bewegten Zeit, in der vor allem die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, aber auch die weiteren europäischen Staaten um politische und rechtliche Grundlagen für ein menschenwürdiges Zusammenleben von Migrantinnen und Migranten und Einheimischen ringen, bringt sie sich mit ihrem Angebot zum Dialog ein.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2017